Ektropium
Definition
Der Begriff Ektropium stammt aus der Ophthalmologie und bedeutet eine Auswärtskippung des Augenlides. Meistens ist das Unterlid betroffen.
Formen
Man unterscheidet grundsätzlich drei Formen des Ektropiums:
Ectropium atonicum
Das Ectropium atonicum oder Ectropium senile ist durch eine Erschlaffung der Muskulatur im höheren Lebensalter bedingt. Geschieht dies beim Musculus orbicularis oculi, kommt es zum Auswärtsrollen des Lides.
Ectropium paralyticum
Das Ectropium paralyticum ist durch eine Lähmung des Nervus facialis bedingt, die ebenfalls eine Erschlaffung der mimischen Muskulatur, also auch des Musculus orbicularis oculi nach sich zieht.
Ectropium cicatriceum
Das Ectropium cicatriceum wird durch eine Verletzung des Augenlides mit narbiger Schrumpfung und Verziehung des Lides hervorgerufen. Es resultiert ebenfalls eine Auswärtsrollung.
Symptome
Wenn die Lidkante ihren Berührungspunkt zur Augenoberfläche verliert, können folgende Symptome auftreten:
- Lagophthalmus: Das Auge lässt sich nicht mehr vollständig schließen.
- Tränenträufeln: Die Tränen laufen nicht normal ab, da der Abflussweg, die Puncta lacrimalia, nicht mehr dem Augenbulbus aufliegen.
- Austrocknung: Die Lidfehlstellung vermindert den Schutz des Auges vor Austrocknung.
- Konjunktivitis: Die Bindehaut des Auges neigt bei Austrocknung dazu, sich zu entzünden.
- Hornhautschäden: Gleichfalls nimmt die Hornhaut bei Austrocknung Schaden und es können Abschürfungen und Geschwüre in diesem Bereich auftreten.
Diagnostik
Die Diagnose eines Ektropiums wird in erster Linie durch eine Inspektion des Auges gestellt. Um den Zustand der Hornhaut und Bindehaut zu beurteilen, erfolgt eine Spaltlampenuntersuchung. Bei Verdacht auf eine neurogene Störung wird eine Untersuchung der Hirnnerven durchgeführt, um eine Fazialisparese auszuschließen.
Therapie
Therapie der Wahl ist eine Korrekturoperation, die meistens in örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Es existieren eine Vielzahl von verschiedenen Operationsmethoden wie beispielsweise die Fixierung des Unterlids am Periost der Orbita (Zungenlappenplastik) oder die Exzision eines Stücks aus der Innenseite des nasalen Unterlides. Eine Verkürzung der temporalen Lidspalten (Tarsorrhaphie) ist eine Therapieoption beim paralytischen Ektropium.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten sind der Einsatz von Tränenersatzmitteln oder das Anbringen eines Uhrglasverbands. Darüber hinaus sollte die Grunderkrankung behandelt werden.
Literatur
- Grehn. Augenheilkunde. Springer-Verlag, 31. Auflage, 2012
- Sachsenweger et al. Duale Reihe: Augenheilkunde, Thieme-Verlag, 2. Auflage, 2003
- Pschyrembel - Ektropium, abgerufen am 13.03.2023