Weisheitszahn
Synonyme: Dens serotinus, Dens sapiens, Sapientes
Englisch: wisdom tooth
Definition
Hintergrund
Laut Krekeler et al. (1974) sind die Weisheitszähne bereits bei etwa 10% der Bevölkerung nicht angelegt. Der Durchbruch erfolgt viel später im Erwachsenenalter im Vergleich zu den restlichen Zähnen, wovon sich der Begriff "Weisheitszahn" ableitet. Entwicklungsgeschichtlich betrachtet handelt es sich um Rudimente, deren Ausprägung mit dem weiteren Fortschreiten der Evolution rückläufig ist.
Anatomie
Weisheitszähne weichen von den charakteristischen Merkmalen der anderen Molaren ab. Die Anzahl der Höcker ist nicht immer gleich, sie können zwischen drei und fünf Höckern besitzen. Auch die Anzahl der Wurzeln sowie Wurzelkanäle ist nicht einheitlich. Im Oberkiefer haben sie 1 bis 3 Wurzeln, im Unterkiefer 1 bis 4 Wurzeln bzw. Wurzelkanäle. Die Wurzeln sind in der Regel nicht gerade, sondern oft stark gekrümmt ("Oktopuswurzeln") oder miteinander verwachsen.
Klinik
Retention
Aufgrund ihrer Lage ist der Durchbruch der Weisheitszähne häufig behindert, sodass es zu einer Retention oder Teilretention einzelner oder mehrerer Zähne kommt. Der Zahn ist dann ganz oder teilweise von Knochen und/oder einer Schleimhautkapuze (Operculum) bedeckt. Dadurch kann es zu akuten oder chronischen Entzündungen (Perikoronitis) des umgebenden Gewebes kommen.
Klassifikation nach Pell & Gregory
Die Klassifikation nach Pell & Gregory ermöglicht eine Einschätzung des Schwierigkeitsgrades bei der Weisheitszahnentfernung im Unterkiefer.
- Klasse 1 (Klasse A): Es steht nach dem Durchbruch des Weisheitszahns ausreichend Platz zwischen dem vorderen Rand des aufsteigenden Astes (Ramus mandibulae) und dem distalen Rand des zweiten Molaren zur Verfügung.
- Klasse 2 (Klasse B): Der zur Verfügung stehende Platz zwischen dem Vorderrand des Ramus mandibulae und dem distalen Rand des zweiten Molaren ist kleiner als die mesiodistale Ausdehnung der Krone des Weisheitszahns. Dies bedeutet, dass der distale Abschnitt der Krone des Weisheitszahns durch Knochen des aufsteigenden Astes bedeckt ist.
- Klasse 3 (Klasse C): Der Weisheitszahn ist völlig vom Knochen des Vorderrands des aufsteigenden Astes bedeckt. Es steht kein Platz zum Durchbruch zur Verfügung.
Ein Nachteil der Klassifikation ist, dass die Wurzelkonfiguration und Lage zum Nervus alveolaris inferior nicht berücksichtigt werden.