Debriefing
Definition
Das Debriefing ist ein strukturiertes Gespräch im Anschluss an ein Ereignis (z.B. Simulationstraining, Einsatz, kritischer Vorfall). Ziel ist es, das Erlebte zu reflektieren, Lerninhalte systematisch aufzuarbeiten und die zukünftige Leistungsfähigkeit zu verbessern.
Hintergrund
Das Konzept des Debriefings hat seinen Ursprung im militärischen Bereich. Dort wurde es nach Übungen oder Kampfeinsätzen eingeführt, um Abläufe systematisch zu analysieren, Verbesserungspotenziale aufzuzeigen und die Einsatzbereitschaft zu stärken. Bald darauf fand es Eingang in andere sicherheitskritische Bereiche, z.B. in die Luftfahrt.
In der Medizin ist das Debriefing ein wichtiges Instrument nach komplexen Notfalleinsätzen oder kritischen Zwischenfällen. Ziel ist es, die Teamleistung und Entscheidungsprozesse zu reflektieren, Kommunikationsabläufe zu optimieren und die Patientensicherheit zu stärken.
Damit ein Debriefing nicht unstrukturiert verläuft, empfiehlt sich der Einsatz klarer Leitfäden wie des CORREKT-Schemas. Es berücksichtigt fachliche und psychosoziale Aspekte und gibt eine praxisnahe Struktur vor.
Einteilung
Hot Debriefing
Das Hot Debriefing findet unmittelbar nach einem Einsatz oder Simulationstraining statt, meist direkt am Einsatzort. Der Vorteil liegt in der Frische der Eindrücke: Konkrete Abläufe, Kommunikationsprobleme oder technische Schwierigkeiten können sofort angesprochen und reflektiert werden.
Gerade in der Notfall- und Akutmedizin (z.B. nach Reanimationen oder Schockraumeinsätzen) hat sich dieses Format etabliert. Hot Debriefings sind kurz, niedrigschwellig und stark praxisorientiert. Im Bereich des Simulationstrainings werden häufig zusätzlich Videoaufzeichnungen genutzt, um kritische Situationen, Fehler oder Entscheidungsprozesse gezielt nachzuvollziehen und daraus praxisrelevante Lehren abzuleiten.
Cold Debriefing
Das Cold Debriefing erfolgt zeitlich verzögert, meist Stunden bis Tage nach dem Ereignis. Es bietet Raum für eine detailliertere Analyse, strukturiertes Feedback und die Einbindung ergänzender Daten (z.B. Monitoring, Einsatzprotokolle).
Cold Debriefings eignen sich besonders für komplexe Szenarien oder kritische Ereignisse, die eine tiefergehende Reflexion über Teamdynamik, Entscheidungsprozesse und sicherheitsrelevante Aspekte erfordern.
Literatur
- Fanning und Gaba. The role of debriefing in simulation-based learning. Simul Healthc. 2007;2(2):115-125. doi:10.1097/SIH.0b013e3180315539 [PubMed PMID: 12076399].
- Pluntke. Der Praxisanleiter im Rettungsdienst. Springer; 2025. ISBN: 978-3-662-70127-0
- Kessler et al. Debriefing in the emergency department after clinical events: a practical guide. Ann Emerg Med. 2015 Jun;65(6):690-8. doi: 10.1016/j.annemergmed.2014.10.019. PMID: 25455910.
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- Neumayr et al. Sicherheitskultur im Rettungsdienst: Grundlagen zur Patienten- und Mitarbeitersicherheit. Springer Berlin; 2025. ISBN: 978-3-662-69999-7.
- Rall et al. Crew Resource Management (CRM) für den Rettungsdienst: 15 Leitsätze zur Teamarbeit für Rettungssanitäter, Notfallsanitäter und Notärzte. Stumpf + Kossendey; 2022. ISBN: 978-3-96461-046-1