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Byssinose

1. Definition

Bei der Byssinose handelt es sich um eine Lungenerkrankung, die im Rahmen der Verarbeitung von Sisal, Rohbaumwolle oder Flachs auftritt.

2. Epidemiologie

Da Sisal, Flachs und Rohbaumwolle vor allem in Entwicklungsländern verarbeitet werden, wird die Byssinose hauptsächlich bei Menschen in diesen Ländern beobachtet. In den Industrieländern ist sie selten geworden.

3. Ätiopathogenese

Die akute inhalative Belastung mit Rohbaumwolle, Sisal oder Flachs verursacht nach 1,5 bis zwei Stunden einen Bronchospasmus. Dieser ist im Gegensatz zum allergischen Bronchospasmus nicht IgE-vermittelt.

Bei langanhaltender Exposition verursacht Rohmaterial, das mit niedermolekularen Peptiden kontaminiert ist, eine chronische Bronchitis mit Hyperplasie der Becherzellen und einer verstärkten Schleimsekretion. Gewaschene Baumwolle führt nicht zu Beschwerden.

4. Klinik

Die Byssinose wird auch als Monday disease bezeichnet, da die betroffenen Patienten am Wochenende beschwerdefrei sind. Die Rückkehr an den Arbeitsplatz am Montag führt zunächst zur Dyspnoe, welche nach einiger Zeit abklingt und nach einer Arbeitspause erneut auftritt. Die zeitliche Dynamik ist dadurch bedingt, dass eine anhaltende Exposition unter der Woche zu einer Abschwächung der Beschwerden führt. Nach einer Unterbrechung der Exposition kommt es bei erneutem Kontakt (montags) wieder zu einer stärkeren Reaktion.

Bei langanhaltender Exposition klagen die betroffenen Patienten über die typischen Symptome einer chronischen Bronchitis wie z.B. produktiven Husten und Belastungsdyspnoe. Im Laufe der Zeit ist auch die Entwicklung einer Ruhedyspnoe möglich.

Eine mögliche Komplikation ist das rezidivierende Auftreten einer bakteriellen Bronchitis.

5. Diagnostik

Grundlegend sind die Anamnese und die klinische Untersuchung. Während eines Bronchospasmus lässt sich ein Giemen auskultieren. Wenn sich eine chronische Bronchitis entwickelt hat, führt diese zu einem Giemen und Brummen bei der Auskultation.

Der Röntgen-Thorax ist zu Beginn der Erkrankung häufig unauffällig. Später ist eine peribronchitische Zeichnungsvermehrung möglich.

Zusätzlich sollte eine Lungenfunktionsprüfung durchgeführt werden.

6. Differenzialdiagnose

Differenzialdiagnostisch sollte an ein allergisches Asthma bronchiale sowie an die exogen allergische Alveolitis gedacht werden.

7. Therapie

Der Kontakt zu den auslösenden Stoffen sollte vermieden bzw. die Baumwolle vor Kontakt gewaschen werden. Sympathomimetika und inhalative Kortikosteroiden führen nur selten zur Besserung des akuten Bronchospasmus.

Die chronische Bronchitis kann mit Sympathimimetika, inhalative Glukokortikoide, inhalative Anticholinergika und mit Theophyllin behandelt werden.

8. Prognose

Beim akuten Bronchospasmus sind in der Regel keine Folgeschäden zu erwarten. Wenn ein Patient jedoch bereits eine chronische Bronchitis entwickelt hat, besteht die Gefahr der Entwicklung einer hyperkapnischen respiratorischen Insuffizienz und eines Cor pulmonale.

Fachgebiete: Innere Medizin

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