Behavioural Assessment of the Dysexecutive Syndrome
Definition
Das Behavioural Assessment of the Dysexecutive Syndrome, kurz BADS, ist ein neuropsychologisches Testverfahren zur Diagnostik exekutiver Dysfunktionen bei Erwachsenen. Es legt besonderen Wert auf alltagsnahe Aufgabenstellungen.
Hintergrund
Der BADS dient der Erfassung des dysexekutiven Syndroms, das durch Störungen von Planung, Zielverfolgung, Impulshemmung, kognitiver Flexibilität und Selbstüberwachung gekennzeichnet ist. Diese Exekutivfunktionen sind höhere kognitive Steuerungsprozesse, die vor allem im präfrontalen Kortex lokalisiert sind. Sie ermöglichen eine flexible Anpassung an wechselnde Umweltanforderungen.
Klassische Testverfahren erfassen diese Funktionen oft nur in isolierter Form. Das BADS wurde entwickelt, um gezielt komplexe, alltagsrelevante Fähigkeiten zu überprüfen.
Aufbau
Das BADS besteht aus sechs Tests und einem Fragebogen (DEX):
- Rule Shift Cards Test: Prüft kognitive Flexibilität und Inhibitionskontrolle. Die Testperson soll zunächst nach einer einfachen Farbregel auf Spielkarten reagieren und muss anschließend ohne Vorankündigung auf eine neue Regel umstellen.
- Action Program Test: Erfasst praktische Problemlösungsfähigkeiten. Ein schwimmender Korken soll mithilfe bereitgestellter Hilfsmittel aus einem Zylinder entfernt werden, ohne die Hände direkt zu benutzen.
- Key Search Test: Prüft Planungs- und Strategieentwicklung. Auf einem dargestellten Feld wird ein systematischer Suchweg für einen verlorenen Schlüssel eingezeichnet.
- Temporal Judgement Test: Untersucht die Fähigkeit zur realistischen Zeiteinschätzung durch Schätzung der Dauer alltäglicher Aktivitäten.
- Zoo Map Test: Erfasst Planungsfähigkeit und Regelbefolgung. Eine Route durch einen Zoo wird unter Einhaltung definierter Regeln in strukturierter und unstrukturierter Variante geplant.
- Modified Six Elements Test: Prüft Multitasking, Zeitmanagement und Selbstüberwachung. Mehrere unterschiedliche Teilaufgaben müssen innerhalb eines Zeitlimits koordiniert bearbeitet werden, ohne zwei gleiche Aufgaben unmittelbar hintereinander auszuführen.
- Dysexecutive Questionnaire (DEX): Erfasst dysexekutive Symptome im Alltag mittels Selbst- und Fremdbeurteilung.
Durchführung und Auswertung
Die Bearbeitungszeit beträgt etwa 40 bis 60 Minuten. Die Auswertung erfolgt anhand standardisierter Normwerte. Neben Einzelscores wird ein Gesamtwert berechnet. Die Gegenüberstellung von objektiven Testergebnissen und subjektiven (DEX-)Angaben liefert zusätzliche Hinweise auf mögliche Störungen der Krankheitseinsicht.
Klinische Anwendung
Das BADS wird u.a. eingesetzt bei:
- traumatischer Hirnverletzung
- frontotemporaler Demenz
- Morbus Parkinson und atypischen Parkinsonsyndromen
- Schlaganfall mit frontaler Beteiligung
- Schizophrenie
- anderen neurologischen und neuropsychiatrischen Erkrankungen mit exekutiven Defiziten
Es eignet sich zudem zur Therapieplanung und Verlaufskontrolle.
Vorteile und Limitationen
Das Verfahren zeichnet sich durch hohe ökologische Validität und deutliche Alltagsnähe aus. Limitiert ist die Sensitivität für milde exekutive Störungen. Der Test ist teilweise durch kulturelle und bildungsbezogene Faktoren beeinflusbar.
Literatur
- Wilson et al., Behavioural Assessment of the Dysexecutive Syndrome (BADS). Thames Valley Test Company, (1996)