Beckenkippung
Englisch: pelvic tilt
Definition
Die Beckenkippung beschreibt die Neigung des Beckens in der Sagittalebene und die Ausrichtung des Beckens relativ zur Wirbelsäule und den unteren Extremitäten. Der Neigungswinkel beeinflusst maßgeblich die Körperhaltung und die Belastung der Wirbelsäule.
Hintergrund
Die physiologische Beckenstellung ist individuell unterschiedlich, eine neutrale Position mit leichter anteriorer Neigung gilt jedoch als optimal. Das Becken fungiert als zentrale Verbindung zwischen Wirbelsäule und Beinen und ist entscheidend für die Kraftübertragung bei Bewegungen. Ein muskuläres Ungleichgewicht kann zu pathologischen Beckenstellungen führen.
Anatomie
Das Becken wird von drei knöchernen Strukturen gebildet: den beiden Hüftbeinen (Os coxae) und dem Kreuzbein (Os sacrum). Die Beckenneigung wird durch die Position dieser Knochen zueinander bestimmt, wobei als Referenzpunkte die Spina iliaca anterior superior (SIAS) und die Spina iliaca posterior superior (SIPS) dienen.
Mehrere Muskelgruppen beeinflussen die Beckenstellung: Die Hüftbeuger (vor allem Musculus iliopsoas) und die Rückenstrecker (Musculus erector spinae) ziehen das Becken in anteriore Kippung, während die Bauchmuskeln (vor allem Musculus rectus abdominis) und die Gesäßmuskulatur eine posteriore Kippung bewirken. Die hinteren Oberschenkelmuskeln unterstützen ebenfalls die posteriore Neigung. Das Gleichgewicht zwischen diesen antagonistischen Muskelgruppen bestimmt die resultierende Beckenstellung und damit die Krümmung der Lendenwirbelsäule.
Pathophysiologie
Anteriore Beckenkippung
Bei der anterioren Beckenkippung ist das Becken nach vorne geneigt, wodurch eine lumbale Hyperlordose resultiert. Ursachen sind häufig verkürzte Hüftbeuger und Rückenstrecker. Begünstigende Faktoren sind langes Sitzen, Schwangerschaft und Übergewicht. Dies führt zu einer erhöhten Belastung der Lendenwirbelsäule und kann chronische Rückenschmerzen verursachen.
Posteriore Beckenkippung
Bei der posterioren Beckenkippung ist das Becken nach hinten geneigt, die Lendenwirbelsäule ist weniger lordosiert. Ursächlich ist oft eine verkürzte hintere Muskelkette, insbesondere die hintere Oberschenkelgruppe und Bauchmuskeln bei gleichzeitig schwacher Hüftbeuger- und Rückenmuskulatur. Dies kann u.a. zu einer ineffizienten Bewegungsmechanik führen.
Diagnostik
Radiologisch kann der Pelvic tilt auf seitlichen Röntgenaufnahmen quantifiziert werden. Funktionelle Bewegungsanalysen ergänzen die Diagnostik.