Anaklitische Depression
von altgriechisch: ανακλίνειν ("anaklinein") - sich anlehnen
Synonyme: abhängige Depression
Englisch: anaclitic depression
Definition
Die anaklitische Depression ist eine Sonderform der Depression, die durch anhaltende Verlustängste charakterisiert ist. Der Begriff wird vor allem im Rahmen der Kinder- und Jugendpsychiatrie verwendet, bei einem ähnlichen Symptombild im Erwachsenenalter wird die Bezeichnung Anpassungsstörung oder Trauerreaktion präferiert.
Die anaklitische Depression kann keiner ICD-10-Klasse zugeordnet werden.
Ätiologie
Das Störungsbild tritt typischerweise in Folge einer andauernden Trennung des Säuglings bzw. Kleinkindes von seiner Bezugsperson zwischen dem 6. und 24. Lebensmonats auf. Im Verlauf der ersten sechs Lebensmonate baut der Säugling eine sichere Beziehung zu seiner Bezugsperson auf. Die Objektkonstanz entwickelt sich jedoch erst nach dem vollendeten 2. Lebensjahr. Diese zwei Entwicklungsschritte scheinen die sensible Phase für die Krankheitsentstehung zu begrenzen.
Symptome
- anhaltende Angst vor dem Verlassen werden
- Gefühle von Hilflosigkeit, innerer Leere und Einsamkeit
- Entwicklungsverzögerung
- Apathie
- Gewichtsverlust
- körperliche Symptome wie Bauchschmerzen oder Hauterscheinungen
Diagnose
Therapie
Zur Behandlung einer anaklitischen Depression wird vor allem auf psychotherapeutische Maßnahmen zurückgegriffen. Dabei eignen sich u.a. die Familien- und Spieltherapie, außerdem spielt die Psychoedukation eine maßgebliche Rolle. Medikamentöse Behandlungen mit Antidepressiva finden nur selten Anwendung.
Prognose
Die Krankheitsentwicklung nach Therapiebeginn hängt deutlich davon ab, ob die Bezugsperson zurückkehrt und die Beziehung wiederhergestellt werden kann.
Quellen
- Pschyrembel - Anaklitische Depression, abgerufen am 21.12.2021