Neuropeptid Y
Englisch: neuropeptide Y
1. Definition
Neuropeptid Y, kurz NPY, ist ein Polypeptid, das zu den Neurotransmittern zählt.
2. Genetik
NPY wird durch das gleichnamige Gen auf Chromosom 7 an Genlokus 7p15.3 kodiert.
3. Biochemie
Neuropeptid Y ist aus 36 Aminosäuren aufgebaut. Es bindet an den Neuropeptid-Y-Rezeptor, einen metabotropen Rezeptor, der zur Familie der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren gehört. Strukturell ist Neuropeptid Y mit dem pankreatischen Polypeptid (PP) und dem Peptid YY verwandt.
4. Vorkommen
Neuropeptid Y findet sich vor allem in den Nervenzellen des Gehirns, wo es in relativ hohen Konzentrationen vorkommt. Darüber hinaus ist es ein Transmitter des autonomen Nervensystems – insbesondere der noradrenergen Neurone. Auch im Magen wird die Substanz in relevanten Mengen sezerniert. Es wird vermutet, dass es in geringeren Konzentrationen in fast allen Geweben exprimiert wird.
5. Funktion
Neuropeptid Y hat eine Vielzahl von Funktionen, die zur Zeit (2024) nur zum Teil erforscht sind bzw. verstanden werden. Neuropeptid Y spielt – zusammen mit Leptin und anderen Hormonen – eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Hungergefühls und des Fetthaushalts. Neuropeptid Y wirkt orexigen und steigert somit den Appetit und die Nahrungsaufnahme. Leptin führt zu einer verminderten Neuropeptid-Y-Bildung und Ausschüttung im Hypothalamus.
Weiterhin wird eine Beteiligung von Neuropeptid Y bei folgenden physiologischen Prozessen diskutiert:
- Steuerung des zirkadianen Rhythmus
- Steuerung der Stress- und Angstreaktion
- Steuerung der Motilität des Gastrointestinaltrakts
- Regulation des Gefäßwiderstands
- Sexualfunktion
Darüber hinaus scheint es eine Rolle bei der Regulation der Zellproliferation und Immunantwort zu spielen.
In Tierexperimenten kam es durch Blockierung des NPY-Gens zu einem erhöhten Auftreten von Krampfänfallen. Deshalb wird vermutet, dass Neuropeptid Y Krampfanfälle kontrolliert und damit die Bereitschaft zu Krampfanfällen herabsetzt.
6. Klinik
Das Expressionsmuster von Neuropeptid Y ist bei verschiedenen Hauterkrankungen wie Neurodermitis, kutanem Melanom, Psoriasis und Vitiligo erhöht. Auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Chorea Huntington wurden veränderte Neuropeptid-Konzentrationen im Gehirn und im Plasma nachgewiesen.
7. Quellen
- GeneCards – NPY Gene, abgerufen am 04.06.2024
- Anderson et al. Current Insights Into the Role of Neuropeptide Y in Skin Physiology and Pathology. Front Endocrinol (Lausanne). 13:838434. 2022
- Pain et al. Neuroprotective Effects of Neuropeptide Y against Neurodegenerative Disease. Curr Neuropharmacol. 20(9): 1717-1725. 2022