Bloch-Sulzberger-Syndrom
Synonyme: Incontinentia pigmenti, IP, Melanoblastosis cutis
Definition
Das Bloch-Sulzberger-Syndrom, auch unter dem Namen Incontinentia pigmenti bekannt, ist eine selten auftretende X-chromosomal erbliche Dermatose, die auf Mutationen im IKBKG-Gen zurückzuführen ist.
- ICD-Code: Q82.3
Genetik
Das Bloch-Sulzberger-Syndrom ist ein Paradebeispiel des X-chromosomalen Mosaiks, da jede Frau mit normalem weiblichen Karyotyp (46,XX) ein Mosaik aus zwei funktionell unterschiedlichen Zelllinien ist. Die Krankheit folgt einem X-chromosomalen Erbgang und beruht auf Mutationen, die im IKBKG-Gen stattgefunden haben. Das Genprodukt NF-κB essential modulator spielt eine wichtige Rolle im sog. NF-κB-Signalweg. Dieser ist u.a. für die Produktion von Chemokinen und Zytokinen verantwortlich und schützt die Zelle vor Apoptose. Das Bloch-Sulzberger-Syndrom ist im homo- oder hemizygoten Zustand ein Letalfaktor.
Häufigkeit
Die Häufigkeit des Auftretens wird unterschiedlich angegeben. Die Angaben bewegen sich Bereich von 1:40.000 (bei Mädchen).[1]
Klinik
Tritt ein Bloch-Sulzberger-Syndrom bei Mädchen auf, fallen bei der Geburt v.a. streifen- und mäanderförmige Hauterosionen und Ulzera auf. In diesen Hautarealen ist das X-Chromosom mit dem normalen Exemplar (Wildtyp) des IKBKG-Gens inaktiviert. In den meisten Fällen heilen die Erosionen gut ab und bilden in den darauf folgenden Stadien zunächst flächenhafte pigmentierte Hyperkeratosen, anschließend braune Hyperpigmentierungen und zum Schluss Hypopigmentierungen. Meistens heilen diese im 3. Lebensjahrzehnt vollständig aus und verschwinden gänzlich.
Grund dieser stadienartigen Krankheitsentwicklung ist, dass die Zellen, die das mutierte Exemplar des IKBKG-Gens exprimieren, verstärkt apoptotisch untergehen. Daraus resultiert eine Verschiebung des Verhältnisses zwischen betroffenen und gesunden Zellen im Laufe der Entwicklung in Richtung der Zellen mit aktivem, normalen X-Chromosom. Man kann dieses Phänomen auch als ungleiche X-Inaktivierung (skewed X-Inaktivierung) nachweisen.
Beim männlichen Geschlecht sind die meisten IKBKG-Mutationen intrauterin letal. Einzige Ausnahmen sind hier sehr milde hypomorphe Mutationen, die auf den Karyotyp 47,XXY oder ein somatisches Mosaik zurückgehen.
Literatur
- "Basiswissen Humangenetik" - Christian P. Schaaf, Johannes Zschocke, Springer-Verlag, 2. Auflage