Antisynthetase-Syndrom
Englisch: Antisynthetase syndrome
Definition
Das Antisynthetase-Syndrom, kurz ASS, gehört zu den idiopathischen entzündlichen Myopathien.
Pathophysiologie
Die genaue Pathophysiologie der Erkrankung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt (2023) unbekannt. Es konnte eine Interaktion zwischen Enzymen, die tRNAs acetylieren, und einigen Viren nachgewiesen werden. Auch die Einnahme des Biologicals Etanercept sowie Nikotinabusus sind mit dem Antisynthetase-Syndrom assoziiert.
Klinik
Klinisch ergibt sich ein Mischbild aus inflammatorischer Myopathie (Polymyositis), Polyarthritis, Raynaud-Phänomen und Hyperkeratosen. Die Erkrankung kann in jeder Lebensdekade auftreten bzw. klinisch manifest werden.
Die inflammatorische Myopathie geht häufig mit einer meist interstitiellen Lungenbeteiligung (CTD-ILD) einher. Als erste Krankheitszeichen treten Husten und Dyspnoe auf – entweder akut oder progredient im Verlauf.
Eine Myositis kann ebenfalls meist nachgewiesen werden, findet sich jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen, meist als Polymyositis. Klinisch variieren die Symptome von Abgeschlagenheit bis hin zu stärksten Muskelschmerzen mit laborchemischem Nachweis deutlich erhöhter Creatinkinasen. Je nach Intensität und Lokalisation der Muskelentzündung können sich vielfältigste Symptome manifestieren, beispielsweise ist bei Beteiligung der entsprechenden Muskulatur die Myositis mit einer Dysphagie assoziiert. Eine Gelenkbeteiligung tritt häufig in Form einer Polyarthralgie in Erscheinung. Initial tritt als Nebenbefund häufig ein Raynaud-Syndrom auf, meist jedoch in milder Form. Fakultative Symptome wie Fieber und Hyperkeratosen können ebenfalls in jedem Stadium der Erkrankung nachweisbar sein.
Diagnostik
In der Labordiagnostik lassen sich Antisynthetase-Antikörper (Anti-ARS-Ak) nachweisen. Von den bislang bekannten Autoantikörpern wird Anti-Jo-1 am häufigsten (ca. 20 % der Fälle) gefunden. Es handelt sich hier um einen IgG-Autoantikörper gegen das Jo-1-Antigen mit einer hohen diagnostischen Spezifität für die autoimmune Myositis (nahezu 100 %). Bei Myositis-Patienten mit positivem Jo-1-Antikörper-Befund tritt in etwa 60 % der Fälle das Antisynthetase-Syndrom mit interstitieller Beteiligung der Lunge (Lungenfibrose, Alveolitis) auf.
Bei Nachweis von Anti-Jo-1 sollte eine mögliche Lungenbeteiligung mittels Lungenfunktionstest und Thorax-CT möglichst früh ausgeschlossen bzw. festgestellt werden. Creatinkinasen können als (unspezifischer) Marker für den Verlauf der Myositis verwendet werden.
Weitere Autoantikörper, die man differentialdiagnostisch nutzen kann, sind Anti-PL-7, Anti-PL-12, Anti-EJ, Anti-OJ, Anti-SRP, Anti-Mi-2α, Anti-Mi-2β, Anti-TIF-1γ, Anti-MDA5, Anti-NXP2 und Anti-SAE1.
Differentialdiagnosen
- Idiopathische Myositis
- Polymyositis
- Rheumatoide Arthritis
- Idiopathische Lungenfibrose
- Sklerodermie
- Allergische Pneumonie
Therapie
Kortikosteroide bei Gelenk-, Muskel-, Lungen- und Allgemeinsymptomen. Bei Nichtansprechen auf Steroide wird meist die Anwendung von Immunsuppressiva erforderlich.
Vor allem bei jungen Patienten mit frühem Krankheitsbeginn und mangelndem Erfolg der konservativen Therapie kann die Progredienz der pulmonalen Fibrosierung eine Indikation für eine Lungentransplantation darstellen. Meist bestimmt der Schweregrad der Lungenbeteiligung den Ausgang der Erkrankung.
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