Homunculus
Synonyme: Homunkulus, umgekehrter Homunculus
Definition
Unter dem Homunculus versteht man ein Modell, das die neuronale Beziehung zwischen kortikalen Bereichen einerseits und Skelettmuskeln oder sensorischen Feldern andererseits darstellt, wobei benachbarte Körperregionen auf benachbarten Kortexgebieten abgebildet sind. Es repräsentiert somit die somatotopische Anordnung von motorischen Efferenzen oder sensorischen Afferenzen auf den jeweiligen Kortexarealen. Dementsprechend unterscheidet man einen motorischen und einen sensorischen Homunculus.
Sensorischer und motorischer Homunculus
Sensorischer Homunculus
Der sensorische Homunculus stellt dar, auf welchen Bereichen des im Gyrus postcentralis lokalisierten primär sensorischen Kortex welche sensorische Areale (rezeptive Felder) repräsentiert werden. Diejenigen Körpergebiete, die eine höhere Sensordichte besitzen und von denen folglich mehr Afferenzen nach zentral verlaufen (beispielsweise Gesicht oder Zeigefinger), sind dabei auf größeren kortikalen Bereichen repräsentiert als Areale mit einer geringeren Sensordichte und weniger Afferenzen. Deshalb ist auch der sensorische Homunculus verzerrt, d. h. die peripheren Areale sind nicht entsprechend ihrer Ausdehnung, sondern entsprechend ihrer Empfindlichkeit abgebildet. Der sensorische Homunculus besitzt auf dem Parietallappen von medial basal nach lateral basal folgende Ordnung:
- Facies medialis, Bereiche nahe der Mantelkante: untere Extremität, Rumpf, Hals, Kopf
- apikale Bereiche der Facies superolateralis: obere Extremität
- basale Bereiche der Facies superolateralis: Gesicht, Kiefer, Zunge, Schlund, Baucheingeweide
Weil die rezeptiven Felder somit von kaudal nach kranial repräsentiert sind, spricht man auch vom "umgekehrten sensorischen Homunculus".
Motorischer Homunculus
Der motorische Homunculus gibt wieder, welche Bereiche des im Gyrus praecentralis lokalisierten primär motorischen Kortex welche motorischen Einheiten und mithin welche Skelettmuskeln ansteuern. Dabei werden die fein steuerbaren Muskeln (beispielsweise die mimischen Muskeln oder die Handmuskeln) auf einem größeren kortikalen Bereich repräsentiert als grob steuerbare Muskeln, weil mehr Neurone an ihrer Aktivierung beteiligt sind. Aus diesem Grund ist der motorische Homunculus verzerrt, d. h. die Skelettmuskulatur ist nicht entsprechend ihrer Größe, sondern entsprechend der Feinheit ihrer Ansteuerung abgebildet. Der motorische Homunculus weist auf dem Frontallappen von medial basal nach lateral basal folgende Ordnung auf:
- Facies medialis, Bereiche nahe der Mantelkante: untere Extremität, Rumpf
- apikale Bereiche der Facies superolateralis: obere Extremität, Hals
- basale Bereiche der Facies superolateralis: Gesicht, Kiefer, Zunge, Schlund
Weil die Skelettmuskeln somit von kaudal nach kranial repräsentiert sind, spricht man auch vom "umgekehrten motorischen Homunculus".
Klinik
Sowohl der sensorische, als auch der motorische Homunculus können bei einer Schädigung des Cortex, beispielsweise bei einem Schlaganfall, nach entsprechender Bildgebung eine Vermutung zulassen, mit welchen Symptomen zu rechnen ist.
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