ThemenCheck Medizin
Definition
ThemenCheck Medizin ist die Bezeichnung eines Verfahrens und eines Portals zur Erstellung bzw. Publikation von Health Technology Assessments (HTAs) beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Es hat seit 2016 das ehemalige Verfahren DAHTA@DIMDI abgelöst.
HTA-Berichte behandeln neben einer Bewertung des Nutzens auch gesundheitsökonomische, ethische, soziale, rechtliche und organisatorische Aspekte der zu untersuchenden Technologie.
Hintergrund
Im Zuge des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes (GKV-VSG) hat der Gesetzgeber dem IQWiG 2015 aufgetragen, ein öffentliches Vorschlagsverfahren für HTA-Themen zu entwickeln, aus den Vorschlägen eine fachkundige Auswahl zu treffen, entsprechende HTA-Berichte in Auftrag zu geben und zu veröffentlichen. In § 139b SGB V Absatz 5 wurde festgeschrieben: „Versicherte und sonstige interessierte Einzelpersonen können beim Institut Bewertungen […] zu medizinischen Verfahren und Technologien vorschlagen. Das Institut soll die für die Versorgung von Patientinnen und Patienten besonders bedeutsamen Vorschläge auswählen und bearbeiten.“
Im Unterschied zu früheren HTA-Prozessen wurde das Verfahren so gestaltet, dass auch Laien in der Lage sind und gezielt ermuntert werden, Themenvorschläge einzureichen. Zentrale Anlaufstelle für alle Interessentinnen und Interessenten, ob Bürger oder Fachleute, ist das Portal „ThemenCheck Medizin“ beim IQWiG.
Vorgehen
Bürgerinnen und Bürger können über ein Vorschlagsformular Fragen zur Gesundheitsversorgung formulieren, etwa zu Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahmen, Früherkennung, Diagnostik und medizinische Behandlungen. Ausgenommen hat der Gesetzgeber Fragen zu Arzneimitteln. Das Institut konkretisiert die Fragen in Rücksprache mit dem Vorschlagenden so weit, dass sie in einem HTA-Bericht zu beantworten ist.
Alle zulässigen Themen, zu denen sich eine wissenschaftliche Fragestellung formulieren lässt, werden in die öffentliche Themenliste aufgenommen. Ausgewählt werden die Themen für die HTA-Berichte einmal im Jahr in mehreren Stufen: Ein Auswahlbeirat, in dem sowohl die Bürger- und Patientensicht als auch die wissenschaftliche Perspektive vertreten sind, benennt aus allen bis zu einem Stichtag vorgeschlagenen Themen zunächst bis zu 15, die ihm für die Erstellung eines HTA-Berichts geeignet scheinen. Dann diskutiert ein erweiterter Fachbeirat, in dem neben dem BMG die Organisationen aus dem Stiftungsrat der Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit vertreten sind, diese Vorauswahl. Anschließend wählt das IQWiG bis zu fünf der Themen aus.
Die HTA-Berichte werden - im Unterschied zu den Bewertungen des IQWiG - nicht von Mitarbeiterinnen und Mitwarbeitern des Instituts verfasst. Stattdessen beauftragt es nach einer öffentlichen Ausschreibung externe Wissenschaftlerteams als Autoren, organisiert ein Stellungnahmeverfahren und verfasst einen Herausgeber-Kommentar zum fertigen Bericht.
Die Autoren orientieren sich am Methodenpapier des IQWiG, um eine einheitliche Herangehensweise und Qualität der Berichte sicherzustellen. In einem Berichtsprotokoll legen die Autoren zunächst ihre Vorgehensweise fest. Darauf folgt eine Literaturrecherche. Die vorläufigen Ergebnisse werden in einem vorläufigen Bericht festgehalten, der dann ein öffentliches Stellungnahmeverfahren durchläuft. Die dabei vorgebrachten Informationen und Argumente fließen in den finalen Bericht ein.
In einem Herausgeberkommentar ordnet das IQWiG die Arbeitsergebnisse aus seiner Sicht ein. Außerdem wird eine allgemein verständliche Version erstellt („HTA kompakt“).
Der Bericht der Autoren, der Kommentar des IQWiG und die allgemein verständliche Zusammenfassung werden auf der Website des ThemenCheck Medizin veröffentlicht und an Gremien und Institutionen des Gesundheitssystems versandt.
Themenspektrum
Die ersten vorläufigen Berichte wurden 2018 veröffentlicht. Sie zeigen das Spektrum der Fragestellungen auf:
- Krebs: Kann eine begleitende Musiktherapie zu besseren Behandlungsergebnissen beitragen?
- Idiopathische Skoliose: Kann eine Videorasterstereographie eine radiologische Untersuchung in der Nachsorge ersetzen?
- Suizidale Krisen bei unipolarer Depression: Welchen Einfluss haben nicht-medikamentöse Maßnahmen auf deren Bewältigung?
- Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Führt die Anwendung der Nasoalveolar-Molding-Methode vor einer Operation zu besseren Ergebnissen?
Die ersten finalen Berichte, Herausgeberkommentare und allgemein verständlichen Kompaktversionen erscheinen 2019.
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