Medizinethik
Synonym: medizinische Ethik
Englisch: medical ethics
Definition
Die Medizinethik ist ein Teilgebiet der allgemeinen Ethik, das sich mit den moralischen Wertvorstellungen in der Medizin, und hier vor allem mit dem ärztlichen Handeln auseinander setzt.
Im weiteren Sinne ist die medizinische Ethik eine Normsetzung für alle im Gesundheitswesen tätigen Personen, Institutionen und Organisationen, wobei der Fokus auf dem Wohlergehen der Patienten ruht.
Hintergrund
Die medizinische Ethik lässt sich nicht isoliert, sondern nur vor dem Hintergrund der allgemeinen gesellschaftlichen Verhältnisse betrachten. Dennoch haben sich unabhängig vom Gesellschaftsystem grundlegende Werte für das ärztliche Handeln manifestiert, die im wesentlichen vier Prinzipien (von Beauchamp und Childress entwickelt) umfassen:[1]
- Prinzip der Fürsorge
- Prinzip der Autonomie
- Prinzip der Schadensvermeidung
- Prinzip der Gerechtigkeit
Die Prinzipien basieren auf bestimmten anthropologischen Grundannahmen, z.B. den Menschen als Person zu sehen und nicht nur als eine komplex gebaute biologische Einheit.
Die konkrete Interpretation der o.a. Begriffe bewegt sich stets im Spannungsfeld der persönlichen Einstellungen und Interessen aller Beteiligten (Arzt, Patient, Pflegepersonal usw.), sowie ihres sozialen und ökonomischen Umfelds. Daher unterliegt die ethische Bewertung eines medizinschen Eingriffs automatisch einer gewissen Unschärfe.
Institutionen
Um die Bewertung umstrittener medizinischer Handlungen nicht dem Einzelnen zu überlassen, wird diese Aufgabe in der Regel an Institutionen bzw. Kommisionen übertragen, welche die Compliance ärztlichen Handelns im Einzelfall überprüfen sollen.
In Deutschland gibt es seit den 80er Jahren Ethikkommissionen, die bei den medizinischen Fakultäten oder bei den Landesärztekammern angesiedelt sind. Sie sollen medizinische Forschungsvorhaben vor dem Hintergrund der bestehenden gesetzlichen Vorschriften und der Berufsordnung bewerten.
Die deutsche Bundesärztekammer hat 1995 eine "Zentrale Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin" eingerichtet. Sie veröffentlicht Stellungnahmen zu umstrittenen medizinischen Fragestellungen, die empfehlenden Charakter haben.
Seit Ende der 1990er Jahre sind so genannte Klinische Ethik-Kommitees (KEK) entstanden. Sie verstehen sich als Fächer- und Berufsgruppen- übergreifende Beratungsgremien für schwierige, moralisch kontroverse Entscheidungen in Grenzsituationen der modernen Medizin. KEK’s sollen Hilfe im Umgang mit ethischen Fragen des Krankenhausalltags bieten. Unter Berücksichtigung ethischer, medizinischer, pflegerischer, ökonomischer und juristischer Aspekte sollen sie allen an konfliktbehafteten Entscheidungen Beteiligten in ihrer Entscheidungsfindung behilflich sein.
Ethisch umstrittene Bereiche der Medizin
Quellen
- ↑ Marckmann et al. Was ist eigentlich prinzipienorientierte Medizinethik?, Universität Tübingen, 2000