Suizidprävention
Definition
Unter dem Begriff Suizidprävention werden Maßnahmen und Strategien zusammengefasst, die darauf abzielen, einen Selbstmord (Suizid) zu verhindern und Menschen mit Suizidgedanken und in Lebenskrisen zu unterstützen.
Hintergrund
In den meisten Fällen gehen Suizide auf psychiatrische Erkrankungen, wie Depressionen oder Abhängigkeitserkrankungen zurück. In Deutschland gibt es jährlich etwa 10.000 Suizide, wobei die Anzahl der Suizidversuche vermutlich etwa 10 bis 20 Mal höher ist. Damit ist die Zahl der Todesfälle durch Suizide etwa 3 Mal so hoch wie die durch Verkehrsunfälle. Zudem sind von einem Suizid i.d.R. viele Menschen direkt oder indirekt betroffen. Schätzungen gehen von durchschnittlich 135 aus.[1]
Die Suizidprävention ist somit ein gesellschaftliches Anliegen und erfordert eine umfassende und koordinierte Herangehensweise auf gesellschaftlicher, politischer und individueller Ebene.
Zu den Bereichen der Suizidprävention gehören die Förderung der psychischen Gesundheit, die Früherkennung von Risikofaktoren und die Bereitstellung von angemessenen Behandlungsmöglichkeiten.
Aspekte der Suizidprävention
Verschiedene Aspekte sind wichtig für eine erfolgreiche Suizidprävention:
- Früherkennung und Risikobewertung: Erkennung und ernst nehmen von Anzeichen und Warnsignalen (z.B. Suizidgedanken, -absichten und -pläne, depressive Symptome, soziale Isolation und riskantes Verhalten)
- Niederschwelliger Zugang zu professioneller Hilfe (z.B. Krisenhotlines und Suizidpräventionszentren, die rund um die Uhr erreichbar sind)
- Entstigmatisierung von psychischen Gesundheitsproblemen und Suizidalität: Hierdurch wird die Hilfe- und Behandlungssuche erleichtert.
- Sicherung gefährlicher Gegenstände bei Menschen mit akuter Suizidalität (z.B. Waffen oder Medikamente)
- Stärkung unterstützender Netzwerke: Soziale Unterstützung ist ein wichtiger Schutzfaktor. Freunde, Familie und Gemeinschaften können eine entscheidende Rolle dabei spielen, Menschen in Krisensituationen zu unterstützen und zu ermutigen, Hilfe zu suchen.
- Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung: Die Öffentlichkeit sollte über Suizidrisiken, Prävention und Anlaufstellen informiert sein. Bildungsprogramme können dazu beitragen, das Bewusstsein zu schärfen und Menschen für das Thema zu sensibilisieren.
- Gemeinschaftsinterventionen: Realisierung von Maßnahmen, um das Wohlbefinden der Bevölkerung zu fördern
- Forschung und Datenanalyse: Die systematische Erfassung und Analyse von Suizidpräventionsdaten kann dazu beitragen, wirksamere Präventionsstrategien zu entwickeln.
Fehlannahmen
Entgegen der verbreiteten Meinung ist eine Suizidprävention durch die richtige Unterstützung in vielen Fällen möglich. Einige Fehlannahmen in Bezug auf Suizidprävention sind jedoch weiterhin verbreitet. Zu den wichtigsten wissenschaftlich widerlegten Vorurteilen gehören z.B. folgende Annahmen:[2]
Falsch | Richtig |
---|---|
Indem man einen Menschen nach Suizidgedanken fragt, bringt man ihn oder sie erst auf die Idee. | Häufig werden Betroffene dadurch entlastet, dass Sie auf mögliche Suizidgedanken angesprochen werden. Sie fühlen sich dadurch eher verstanden. |
Wenn jemand über Suizidgedanken spricht, dann setzt er oder sie diese nicht um. | Viele Menschen, die einen Suizidversuch begehen, sprechen die Gedanken im Vorfeld an. Es ist wichtig zuzuhören, nachzufragen und Hilfe anzubieten. |
Suizidversuche bzw. das Androhen eines Suizidversuchs dient dazu, Aufmerksamkeit zu erlangen. | Suizidversuche entstehen aus großer seelischer Not. Eine Person, die einen Suizidversuch begeht, befindet sich in einem Zustand, in dem es ihr egal ist, ob sie stirbt oder weiterlebt. Andeutungen und Suizidversuche müssen daher immer ernst genommen werden. |
Wenn sich jemand das Leben nehmen möchte, kann man ihn/sie nicht davon abbringen. Die Person tut es dann zu einem späteren Zeitpunkt. | Suizidgedanken sind in den meisten Fällen zeitlich begrenzt. Menschen, die an einem Suizidversuch gehindert wurden, werden oft nicht erneut suizidal. |
Der Mensch ist frei und kann selber über sein Leben entscheiden. | Suizide entstehen meist aus einer Notsituation in Kombination mit anderen Faktoren, wie einer psychischen oder physischen Erkrankung. Dadurch kann die Urteilskraft eingeschränkt sein. |
Suizidprävention in Deutschland
In Deutschland existieren verschiedene Organisationen, die sich thematisch der Suizidprävention verschrieben haben. Dabei ist die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) die übergeordnete Fachgesellschaft.
Das Nationale Suizidpräventionsprogramm für Deutschland (NaSPro) ist ein Netzwerk bestehend aus über 90 Institutionen, das die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure in der Suizidprävention koordiniert.
Auf der Website der DGS findet sich eine Liste mit niederschwelligen Hilfsangeboten für Betroffene und Angehörige (s. Weblinks).
Weblinks
- Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Hilfsangebote
Quellen
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Suizidalität - Zahlen, Fakten, Warnsignale, abgerufen am 06.11.2023
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Vorurteile und Mythen, abgerufen am 06.11.2023
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