Sadismus
Englisch: sadism
Definition
Sadismus ist eine Persönlichkeitseigenschaft, bei der ein Mensch Lust dabei empfindet, die physische oder psychische Integrität eines anderen Lebewesens zu verletzen - zum Beispiel, indem er ihm Schmerzen zufügt. Ist der Sadismus deutlich ausgeprägt, kann er eine Persönlichkeitsstörung darstellen. Besteht Sadismus nur im Zusammenhang mit der Sexualität, kann er als gestörte Sexualpräferenz aufgefasst werden.
Herkunft des Begriffes
Der Begriff "Sadismus" wurde erstmals 1866 vom deutschen Psychiater und Gerichtsmediziner Richard Freiherr von Krafft-Ebing verwendet. Namensgeber des Wortes ist der französische Schriftsteller Marquis de Sade, der in seinen Romanen oft Gewaltfantasien mit sexuellen Fantasien verband.
Verschiedene Ausprägungen
Man kann drei Ausprägungen des Sadismus unterscheiden:
Der durch destruktive Charakterzüge motivierte Sadismus
Nach Eric Bornemann äußert sich der nichtsexuelle oder psychische Sadismus durch das Schikanieren und Demütigen von Familienmitgliedern, Untergebenen oder anderen Mitmenschen. Sadistische Praktiken werden im Sexualleben jedoch nicht ausgeübt.
Nach Erich Fromm ist "der Kern des Sadismus", gleich welcher Ausprägung, "die Leidenschaft (...), absolute und uneingeschränkte Herrschaft über ein lebendes Wesen auszuüben", seien es Tiere oder Menschen. Er ist in der Regel bösartig und entspringt einem destruktiven Charakter. "Ein anderes menschliches Wesen völlig beherrschen, bedeutet es verkrüppeln, es ersticken, es in seiner Entwicklung behindern." Beim nichtsexuellen Sadismus geht es Fromm zufolge darum, Allmachtsfantasien auszuleben, er verfolgt kein praktisches Ziel. "Er ist die Verwandlung der Ohnmacht in das Erlebnis der Allmacht".[1] Objekte sind Geschöpfe, die sich in der jeweiligen Situation nicht wehren können und dem Sadisten machtlos ausgeliefert sind. [2]
Sexuell motivierter Sadismus
Sexuelle Erregung verspüren die Betroffenen bei dieser Ausprägung nur, wenn sie Gewalt oder Macht über Mitmenschen und in manchen Fällen auch Tieren ausüben können. Hierbei sind die Praktiken oft das Vorspiel zum eigentlichen Geschlechtsverkehr. Allerdings kann auch der Geschlechtsverkehr selbst in einer Art und Weise vollzogen werden, der den Partner Schmerzen zufügt oder Demütigung hervorruft.
Kompensatorischer Sadismus
Eine Sonderform des sexuellen Sadismus und nach Eric Bornemann sogar eine zusätzliche Ausprägung, stellt der perverse oder kompensationsatorische Sadismus dar. Das Verlangen danach, einer anderen Person physisch Schmerzen zuzufügen wird hierbei nicht als Einleitung zum Geschlechtsverkehr verstanden, sondern ersetzt diesen komplett.
Sowohl sexuell motivierter Sadismus, als auch kompensatorischer Sadismus können zu (Sexual-)Straftaten führen. Bei Paraphilen mit zunehmend schwerem Verlauf, deren Verhalten durch sadistische Fantasien bestimmt wird, kann es in Ausnahmefällen auch zu Tötungsdelikten führen.
Medizinische Einordnung
Nach ICD-10 gelten sowohl Sadismus, als auch Masochismus als "Störung der Sexualpräferenz", also eine paraphile Störung. Die Diagnose Sadismus wird allerdings nicht mehr häufig gestellt. Die Grundvorraussetzungen zur Diagnosestellung sind:
- die sexuelle Befriedigung kann ohne die sadistische Komponente nicht erreicht werden
- der Betroffene hat eine Abneigung gegen seine Sexualpräferenz, beziehungsweise fühlt er sich durch diese in seinem Alltag eingeschränkt
Das einvernehmliche Ausleben der sexuellen Vorlieben gilt als individuelle Sexualität und erfüllt die Kriterien für die Diagnosestellung nicht.
Therapie
Die Behandlung durch Psychotherapie ist meist schwer und erstreckt sich über eine lange Zeit. Erschwerend kommt hinzu, dass paraphile Interessen oft als nicht veränderbar gelten.
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