Postrotatorischer Nystagmus
Synonyme: Drehnystagmus, Drehnachnystagmus, Nachnystagmus
Englisch: post-rotational nystagmus, post-rotatory nystagmus
Definition
Ein postrotatorische Nystagmus ist eine Form des Nystagmus, der nach Rotation um die eigene Körperachse auftritt. Der Nystagmus entsteht physiologischerweise nach abruptem Anhalten der Rotation und schlägt entgegen der Drehrichtung. Er kann durch verschiedene Faktoren (z.B. Alkoholeinfluss) verlängert sein.
Physiologie
Die Drehbewegung des Körpers führt zu einer Bewegung der Endolymphe und damit zu einer Auslenkung der Haarsinneszellen. Reflektorisch erfolgt eine langsame, kompensatorische Blickbewegung zur Gegenseite (vestibulookulärer Reflex).
Bei einer Drehung des Körpers nach rechts kommt es entsprechend zu einer Ausgleichsbewegung der Augen nach links. Dreht sich der Körper weiter als die Augenbewegung reicht, erfolgt eine zügige Ausgleichssakkade in Drehrichtung. Dies ist die schnelle, gut sichtbare und namensgebende Komponente des Nystagmus.
Aufgrund der Trägheit der Endolymphe wird nach dem gleichen Mechanismus beim Stoppen der Drehbewegung ein Nystagmus in die Gegenrichtung ausgelöst – der Drehnystagmus. Bei Fixierung eines festen Punktes (z.B. des Fingers des Untersuchers), endet dieser Nystagmus i.d.R. nach wenigen Sekunden.
Durchführung
Die untersuchte Person wird etwa fünf mal um die eigene Achse gedreht (z.B. auf einem Drehstuhl). Anschließend soll der Finger des Untersuchers fixiert werden. Ein Nystagmus entgegen der Drehrichtung für bis zu 3 Sekunden ist hierbei physiologisch.
Ggf. kann eine Frenzel-Brille eingesetzt werden.
Klinik
In der Rechtsmedizin wird der Drehnystagmus im Zusammenhang mit der forensischen Untersuchung bei Verdacht auf Führen eines Fahrzugs unter Alkohol- oder Drogeneinfluss untersucht. Eine deutliche Verlängerung (> 8 Sekunden) kann ein Hinweis auf die Einschränkung der Fahrtüchtigkeit durch Alkohol oder Drogen sein. Es können jedoch auch eine vestibuläre Störung (z.B. durch Trauma oder Schlaganfall) sowie andere neurologische Ursachen verantwortlich sein.
Literatur
- Institut für Rechtsmedizin Kantonsspital St. Gallen – Merkblatt für das Arztprotokoll "Verdacht auf Betäubungsmittel-, Arzneimittel- und Alkoholkonsum", abgerufen am 9.6.2023
- Karlovsek et al., Evaluation of the Post-Rotational Nystagmus Test in Determining Alcohol Intoxication, Journal of Analytical Toxicology 29(5) 390-393. 2005
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