Patientenablage
Synonyme: Patientensammelstelle, PAL
Definition
Die Patientenablage, kurz PA, ist Bestandteil eines Planungskonzepts für den Fall von Großschadenslagen mit einem Massenanfall von Verletzten (MANV). Es handelt sich um eine festgelegte Stelle an der Grenze des Gefahrenbereiches, an der Patienten zunächst gesammelt und soweit möglich erstversorgt werden. Von hier aus werden sie dann weiter an medizinische Versorgungseinrichtungen oder Behandlungsplätze verlagert.
Hintergrund
Die Patientenablage bildet die Schnittstelle zwischen Schadensstelle und weiterversorgenden Strukturen. Sie ist eine rettungsdienstliche Raumstruktur, die im Rahmen des Einsatzes einen eigenen Untereinsatzabschnitt (UEA) darstellt. Hier werden lebensrettende Sofortmaßnahmen bzw. die Erstversorgung durchgeführt und eine Transportfähigkeit der Patienten angestrebt.
Einteilung
Man unterscheidet zwischen "sich spontan bildeten Patientenablagen" und "strukturierten Patientenablagen". Auf sich spontan bildene Patientenablagen hat das Rettungsfachpersonal keinen bis wenig Einfluss. Strukturierte Patientenablagen werden einsatztaktisch positioniert und durch das Rettungsfachpersonal bestimmt.
Organisation
Die Patientenablage wird von zuerst eintreffenden Einsatzkräften errichtet und betrieben. Im weiteren Verlauf kann eine nachalarmierte Schnelleinsatzgruppe (SEG) die Einsatzkräfte unterstützen. Zur Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen müssen Notfallsanitäter und Notärzte an der PA anwesend sein. Dabei kann es sich um ehrenamtliche oder hauptamtliche Kräfte handeln.
Die Organisation und Führung der PA wird im Idealfall durch einen Gruppenführer-RD übernommen, der seinerseits durch den Organisatorischen Leiter Rettungsdienst und den Leitenden Notarzt geführt wird.
Für den Abtransport aus der PA ist eine Zusammenarbeit mit dem UEA "Transportorganisation" nötig. Den Transport der Patienten von der PA übernehmen Rettungsdienstfahrzeuge oder Tragetrupps – in der Regel über eine Ladezone. Der Transport findet priorisiert nach Sichtungskategorien statt.
Aufgaben
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) legt folgende Aufgaben der Patientenablage fest:
- Durchführung der notfallmedizinischen Grundversorgung/lebensrettenden Sofortmaßnahmen an der Patientenablage
- Kennzeichnung der Patientenablage
- Strukturierung der Patientenablage nach Sichtungskategorien
- Ausstattung der Betroffenen mit Patientenanhängekarten
- Unterstützung bei den notärztlichen Maßnahmen und der ersten Sichtung
- Übernahme von Maßnahmen im Rahmen der Notkompetenz oder auf Anordnung des Notarztes
- Herstellen der Transportfähigkeit und Übergabe der Notfallpatienten an die Tragetrupps zum Behandlungsplatz
- Transport der Patienten von der Patientenablage zum Behandlungsplatz mit speziellen Unterstützungskräften
Aufbau
Meist ist die Patientenablage durch Schilder gekennzeichnet und Tragen o.ä. liegen in Reihen nebeneinander. In der Mitte werden Notfallrucksäcke, Sauerstoff, AEDs, Patientenanhängekarten und weitere Materialen abgelegt. Der Platzbedarf pro Patient wird mit 1,5 m2 für Material und 4,5 m2 für den Patienten angegeben. In der PA sind außerdem Bereiche zur Versorgung von Patienten der Sichtungskategorien (SK) I, II und III ausgewiesen. Es ist sinnvoll eine PA auf 10-15 Patienten zu beschränken, damit die Organisation überschaubar bleibt.
Literatur
- BBK - Konzept zur überörtlichen Hilfe bei MANV
- MIK NRW - Landeskonzept der überörtlichen Hilfe NRW "Sanitätsdienst und Betreuungsdienst", 2013
- Naujoks et al., Standard-Einsatz-Regeln: Massenanfall von Verletzten und Erkrankten (MANV), 2. Auflage, Ecomed, 2022
- Spies et al., Taktische Medizin, Elsevier, 2024