Kompressionstest nach Noble

Das Tractus-iliotibialis-Syndrom ist ein Überlastungssyndrom, das insbesondere Läufer und Radfahrer betrifft. Es entsteht durch übermäßige Reibung zwischen dem distalen Tractus iliotibialis und der lateralen Femurkondylus.

Der Tractus iliotibialis ist eine breite Aponeurose am lateralen Oberschenkel. Er hat seinen Ursprung an der Spina iliaca anterior superior und zieht über das Hüft- und Kniegelenk bis zum Condylus lateralis tibiae, an das sogenannte Gerdy-Höckerchen. Er geht u.a. aus den Sehnenfasern des Musculus tensor fasciae latae hervor.

Der Tractus iliotibialis überspannt im distalen Anteil die laterale Femurkondyle. Dieser Bereich wird bei einer maximalen Streckung des Knies aus 30° Beugung besonders belastet.

Der Test kann in Rückenlage oder im Sitzen durchgeführt werden. Das betroffene Bein wird im Kniegelenk passiv um 90° gebeugt gehalten. Mit den Fingern der einen Hand übt der Untersucher leichten Druck auf die laterale Femurkondyle aus. Dann wird das Kniegelenk passiv gestreckt. Alternativ kann der Patient auch eine aktive, langsame Streckung vollführen.

Der Test ist positiv, wenn während der Streckung Schmerzen im Verlauf des Tractus iliotibialis ausgelöst werden. Die Schmerzen ähneln meist den Beschwerden, die der Patient auch bei Belastung hat. Sind die Schmerzen auf der Oberschenkelrückseite lokalisiert, ist eine Kontraktur der ischiokruralen Muskulatur wahrscheinlicher.

• Thorey F. Kompressionstest nach Noble. In: Buckup J, Hoffmann R, Hrsg. Klinische Tests an Knochen, Gelenken und Muskeln. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018