Hypertensive Entgleisung
Englisch: hypertensive urgency
Definition
Die hypertensive Entgleisung beschreibt einen akuten Blutdruckanstieg mit Blutdruckwerten ≥180 mmHg systolisch und/oder ≥110 mmHg diastolisch. In Abgrenzung zum hypertensiven Notfall liegen keine akuten Endorganschäden vor.[1]
Abgrenzung
In der klinischen Praxis werden die Begriffe hypertensive Entgleisung und hypertensiver Notfall häufig nur unscharf voneinander abgegrenzt und gelegentlich synonym verwendet bzw. unter dem Begriff der hypertensiven Krise zusammengefasst. Sowohl in der europäischen als auch in der deutschen Leitlinie wird der Begriff der hypertensiven Krise nichtmehr verwendet, da die Therapie sich erheblich voneinander unterscheidet.
Symptomatik
Unter anderem können nachfolgende, unspezifische Symptome auf einen pathologischen, akuten Blutdruckanstieg hindeuten:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Epistaxis
- Flush
- innere Unruhe
- Schwitzen
- Palpitationen
Diagnostik
Die diagnostischen Schritte dienen der Identifikation bzw. dem Ausschluss von akuten Endorganschäden und damit der Abgrenzung eines rasch behandlungsbedürftigen hypertensiven Notfalls.
- Anamnese (Symptome, Compliance, Vormedikation, Vorerkrankungen, potenzielle Auslöser)
- neurologische Untersuchung
- Blutdruckmessung (an beiden Armen)
Ergibt sich der Verdacht auf Endorganschäden muss weitergehende Diagnostik durchgeführt werden
siehe auch: hypertensiver Notfall
Therapie
Die Therapie der hypertensiven Entgleisung liegt vordergründig auf der Schaffung einer ruhigen Umgebung. Allgemeinmaßnahmen zur Förderung von Ruhe und Enstpannung können häufig zur Reduktion des Blutdruckes führen. Daher empfiehlt die Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie (2023) nach neu aufgetretenen hypertensiven Blutdruckwerten 30 min zuzuwarten und eine Kontrollmessung durchzuführen.
Bei persitierender Hypertension in Ruhe sollte eine langsame, medikamentöse Blutdrucksenkung innerhalb von 24-48 Stunden angestrebt werden. Hierbei sollten schnellwirksame und parenteral applizierte Medikamente vermieden werden. Stattdessen genügt bspw. die erneute Gabe (auch Teildosis) bzw. Eskalation der bereits verordneten oralen Dauermedikation.[2]