Heidelberg Bleeding Classification
Synonym: Heidelberger Blutungsklassifikation
Definition
Die Heidelberg Bleeding Classification ist ein klinisch-radiologisches Klassifikationssystem. Sie dient der standardisierten Einteilung intrakranieller Blutungskomplikationen nach Reperfusionstherapie bei akutem ischämischem Schlaganfall. Die Klassifikation wurde entwickelt, um die Heterogenität bestehender Blutungsklassifikationen zu reduzieren und eine differenzierte Bewertung der klinischen Relevanz und der bildgebenden Ausprägung hämorrhagischer Transformationen zu ermöglichen.[1]
Hintergrund
Blutungsereignisse sind eine häufige Komplikation nach Thrombolyse oder mechanischer Thrombektomie. Bestehende Klassifikationen (z.B. ECASS oder SITS-MOST) unterscheiden zwar morphologisch zwischen hämorrhagischen Infarkten und parenchymatösen Blutungen, berücksichtigen jedoch nicht immer adäquat die klinische Relevanz oder den Einfluss auf den Verlauf.[2]
Die Heidelberg Bleeding Classification wurde 2015 von einem interdisziplinären Expertengremium entwickelt und zielt auf eine verbesserte Standardisierung für Forschung und klinische Praxis. Sie soll die Heterogenität bestehender Blutungsklassifikationen reduzieren und eine differenzierte Bewertung der klinischen Relevanz ermöglichen.[1]
Anwendung
Die Heidelberger Klassifikation unterscheidet insgesamt drei Kategorien:
Klasse | ECASS | Beschreibung |
---|---|---|
Klasse 1: Hämorrhagische Transformation des Infarktgewebes | ||
1a | HI1 | vereinzelte punktförmige Blutungen ohne Masseneffekt |
1b | HI2 | konfluierende petechiale Blutungen, kein Masseneffekt |
1c | PH1 | Hämatom mit einer Größe < 30% der initialen Infarktfläche, kein substantieller Masseneffekt |
Klasse 2: Intrazerebrale Blutung innerhalb des Infarktgewebes und darüber hinaus | ||
PH2 | Hämatom mit einer Größe > 30% der initialen Infarktfläche mit deutlichem Masseneffekt | |
Klasse 3: Intrazerebrale Blutung außerhalb des Infarktgewebes oder intrakraniell-extrakranielle Blutung | ||
3a | Intraparenchymatöse Blutung außerhalb des initialen Infarktes | |
3b | Intraventrikuläre Blutung | |
3c | Subarachnoidalblutung | |
3d | Subduralblutung |
Zusätzlich wird die klinische Relevanz beurteilt: Eine Blutung gilt als relevant, wenn sie mit einer neurologischen Verschlechterung (z.B. messbare NIHSS-Verschlechterung ≥ 4 Punkte) assoziiert ist oder zum Tod führt. [2]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 von Kummer, R. et al. (2015). Heidelberg Bleeding Classification: Definition and Application in Clinical Stroke Research. Stroke, 46(10), 2981–2986. https://doi.org/10.1161/STROKEAHA.115.010049
- ↑ 2,0 2,1 van der Steen, W.F., van der Ende, N.A.M., Luijten, S.P.R., et al. (2022). Type of intracranial hemorrhage after endovascular stroke treatment. Journal of NeuroInterventional Surgery, 14(10), 931–937. https://doi.org/10.1136/jnis-2022-019474