Godfrey-Zeichen
Definition
Das Godfrey-Zeichen ist ein klinisches Zeichen zur Beurteilung einer Insuffizienz oder Ruptur des hinteren Kreuzbandes (PCL) im Kniegelenk. Es beschreibt das posterior gerichtete Absinken der Tibia, das durch den Verlust der hinteren Stabilisierung entsteht und in 90°-Flexion sichtbar wird.
Durchführung
Der Patient liegt in Rückenlage, wobei das zu untersuchende Bein so positioniert wird, dass Hüfte und Knie jeweils etwa 90° gebeugt sind. Der Unterschenkel wird horizontal gehalten, indem der Untersucher die Ferse oder den proximalen Unterschenkel unterstützt.
In dieser Position wirkt die Schwerkraft auf die Tibia. Bei insuffizientem hinteren Kreuzband sinkt der Tibiakopf im Vergleich zur physiologischen Position nach dorsal ab.
Ein Seitenvergleich ist obligat, da subtile Unterschiede durch die Gegenüberstellung leichter erkennbar sind.
Auswertung
Ein positives Godfrey-Zeichen liegt vor, wenn:
- die Tibia im 90°-Flexionswinkel sichtbar nach dorsal durchhängt,
- die Kontur der Tuberositas tibiae gegenüber der Patella deutlich zurückversetzt erscheint,
- eine Asymmetrie gegenüber der Gegenseite besteht.
Besonders aussagekräftig ist das Zeichen bei kompletter Ruptur des hinteren Kreuzbandes sowie bei höhergradiger PCL-Insuffizienz. Es sollte jedoch stets durch weitere Funktionsprüfungen ergänzt werden.