Culture Fair Test 20-R
Definition
Der Culture Fair Test 20-R, kurz CFT 20-R, ist ein psychometrisches Verfahren zur Erfassung der fluiden Intelligenz, also jener Intelligenzkomponente, die weitgehend unabhängig von kulturellen und sprachlichen Einflüssen ist. Das Verfahren ist einer der am häufigsten eingesetzten nonverbalen Intelligenztests im deutschsprachigen Raum und basiert auf der Annahme, dass sich logisches Denken und Problemlösungspotenzial kulturübergreifend messen lassen.
Hintergrund
Der Test wurde ursprünglich von Raymond B. Cattell entwickelt, um die Unabhängigkeit von sprachlichen und bildungsabhängigen Faktoren sicherzustellen. Die revidierte deutsche Fassung, der CFT 20-R, wurde von Weiß (2006) veröffentlicht und ist eine Weiterentwicklung des früheren CFT 20. Ziel der Revision war die Anpassung an aktuelle Testtheorie-Standards, eine Neunormierung sowie die Verbesserung der Differenzierungsfähigkeit im oberen Leistungsbereich.
Aufbau und Durchführung
Der CFT 20-R besteht aus zwei Teilen: Teil 1 mit 56 Aufgaben, Teil 2 mit 45 Aufgaben (gesamt 101 Aufgaben). Diese umfassen verschiedene figural-bildhafte Aufgabenformate wie Reihenfortsetzungen, Klassifikationen, Matrizen und Topologien.
- Teil 1 dient der Erfassung der Grundfähigkeit, Regelmäßigkeiten und Strukturen zu erkennen.
- Teil 2 wird nach einer kurzen Pause durchgeführt und zielt auf die Stabilität der kognitiven Leistung ab.
Die Durchführung erfolgt papierbasiert oder computergestützt. Die Langform dauert etwa 50 bis 60 Minuten; in der Kurzform (nur Teil 1) sind etwa 35 bis 40 Minuten angesetzt. Für Kinder im Alter von 8 bis 9 Jahren steht die Parallelversion CFT 1-R, für Erwachsene und Jugendliche ab 8 Jahren der CFT 20-R zur Verfügung.
Auswertung
Die Auswertung liefert Rohwerte, die in IQ-Werte, T-Werte oder Prozentränge umgerechnet werden. Der CFT 20-R erlaubt zusätzlich die Erfassung eines Korrekturwerts für die Bearbeitungsgeschwindigkeit sowie fakultativ die Kombination mit Ergänzungstests (z.B. Wortschatz- oder Zahlenfolgetest), um ein umfassenderes Intelligenzprofil zu erstellen.
Anwendung
Der CFT 20-R wird in vielfältigen Bereichen eingesetzt, darunter:
- psychologische Diagnostik im klinischen, pädagogischen und forensischen Kontext,
- Eignungs- und Begabungsdiagnostik,
- Forschung zu Intelligenz und kognitiver Entwicklung.
Sein besonderer Vorteil liegt in der minimierten Abhängigkeit von Sprache, Schulbildung und kulturellem Hintergrund, was ihn besonders geeignet für mehrsprachige oder migrationsgeprägte Populationen macht.
Grenzen
Trotz seines Anspruchs auf Kulturfairness bleibt der Test nicht vollständig kulturunabhängig, da auch figural-analytische Fähigkeiten in einem gewissen Maß durch Lern- und Umweltbedingungen beeinflusst werden. Zudem kann die Testmotivation und Vertrautheit mit Testformaten die Leistung beeinflussen.
Literatur
- Weiß. CFT 20-R. Grundintelligenztest Skala 2 – Revision. Göttingen: Hogrefe. 2006
- Cattell. Culture Fair Intelligence Tests: CFIT. Champaign, IL: Institute for Personality & Ability Testing. 1973