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Komplettes Androgenresistenz-Syndrom

(Weitergeleitet von Goldberg-Maxwell-Morris-Syndrom)

Synonyme: Testikuläre Feminisierung, komplette Androgenresistenz, Morris-Syndrom
Englisch: complete androgen insensitivity syndrome, CAIS

1. Definition

Beim kompletten Androgenresistenz-Syndrom, kurz CAIS, auch Goldberg-Maxwell-Morris-Syndrom genannt, handelt es sich um die häufigste Form des Pseudohermaphroditismus masculinus (einer Unterform der Intersexualität). Beim CAIS liegt eine vollständige Resistenz der Androgenrezeptoren vor, sodass an die Zielgewebe keine Androgenwirkungen vermittelt werden können.

Das CAIS gehört zu den Sexualdifferenzierungsstörungen (DSD).

2. Abgrenzung

Vom CAIS abgegrenzt werden mildere Formen der Androgenresistenz, das partielle Androgenresistenz-Syndrom (PAIS) und das minimale Androgenresistenz-Syndrom (MAIS).

3. Epidemiologie

Das Syndrom vererbt sich X-chromosomal-rezessiv und tritt mit einer Häufigkeit von etwa 1:10 000 bis 1:20.000 auf.

4. Symptome

Beim Goldberg-Maxwell-Morris-Syndrom liegt ein komplett weiblicher Phänotyp bei einem XY-Karyotyp vor, die Patienten fühlen sich weiblich (XY-Frau).

Es treten Bauch- oder Leistenhoden auf, die Patienten haben bei einer Uterusaplasie eine blind endende Vagina. Sie sind überdurchschnittlich groß und haben eine fehlende Schambehaarung ("hairless women").

5. Genetik

Der auslösende Defekt für das CAIS liegt auf dem langen Arm des X-Chromosoms (Xq11); das für die Androgenrezeptoren kodierende AR-Gen ist mutiert. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Mutationen handelt es sich um Punktmutationen, die eine Veränderung der Aminosäuresequenz nach sich ziehen. Dadurch wird die Molekularstruktur des Androgenrezeptors so verändert, dass die Hormonbindung eingeschränkt ist. Bei einem Teil der Patienten liegt eine so genannte Mosaikmutation vor, d.h. der Patient hat gleichzeitig Zellpopulationen mit intakten und mit mutierten Androgenrezeptoren.

6. Diagnostik

Die genetische Veränderung lässt sich im Rahmen der Pränataldiagnostik durch molekulargenetische Untersuchungen feststellen. Die fehlende Anlage der inneren weibllichen Geschlechtsorgane verifiziert man durch bildgebende Verfahren (Sonographie, MRT).

7. Therapie

Die Indikation zur operativen Entfernung der intraabdominellen Hodenanlagen sollte trotz der Tendenz zur malignen Entartung vorsichtig gestellt werden, da die Datenlage bezüglich des tatsächlichen Risikos nicht eindeutig ist. Der Vorteil einer späten Gonadektomie besteht darin, dass die Pubertät ohne hormonelle Intervention von außen eintritt, da das von den Hoden gebildete Testosteron zu Östrogenen umgewandelt wird.

Die Therapie umfasst u.a. eine Substitution mit weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogen), um eine eindeutige Geschlechtsentwicklung zu ermöglichen. Auch eine Androgenzufuhr scheint das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern, wobei der Mechanismus dieser Wirkung angesichts des bestehenden Rezeptordefekts unklar bleibt.

Insbesondere bei Diagnosestellung und -mitteilung sollte möglichst sensibel verfahren werden. Betroffene sollten das Angebot einer psychotherapeutischen Betreuung erhalten.

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