Add-on
Wir werden ihn in Kürze checken und bearbeiten.
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Definition
Als Add-ons oder IVF Add-ons bezeichnet man Zusatzbehandlungen und Diagnostika, die neben den Standardabklärungen und Therapien in der Reproduktionsmedizin angeboten werden. Sie sollen die Erfolgsraten (Chancen auf eine Schwangerschaft, Lebendgeburt, verringertes Risiko einer Fehlgeburt) einer Kinderwunschbehandlung zu verbessern.
Hintergrund
Die Verwendung von Add-ons ist in der Reproduktionsmedizin weit verbreitet und wird IVF-Patienten wird meist routinemäßig angeboten. Derzeit sind ca. 80 solcher Begleitdiagnostika und Therapien beschrieben – Tendenz steigend.
Diagnostische Add-ons
• Untersuchung der endometrialen Rezeptivität (z.B. „ERA-Test“)
• Zellzahlbestimmung uteriner Natural Killer cells (UNK)
• Untersuchung auf endometriale Plasmazellen (CD138)
• Untersuchung des „endometrialen oder vaginalen Mikrobioms
• KIR-Gen-Bestimmung
• PGT-A – Preimplantation Genetic Testing for Aneuplodies (Aneuploidiescreening)
• Untersuchung der DNA-Fragmentierung in Spermien
• Vitamin-D Status
• Mitochondrialer DNA-Gehalt in Blastozystenbiopsat
Therapeutische Add-on
• Hyaluronsäure angereichertes Kulturmedium
• PICSI
• AOA (ausserhalb der Indikation Globozoospermie)
• IVIG
• Intralipid Infusion
• DuoStim (Stimulationsprotokoll, das auf der Durchführung von zwei aufeinanderfolgenden hormonellen Stimulationen basiert)
• Uterine Spülungen (HCG, PRP, G-CSF)
• Glukokortikoid Gabe
• PBMC
• Mitochondrienersatztherapie
• In-vitro-Maturation (IVM)
• Intravaginale Kultur
• Intrauterine Kultur
• Heparin
• ASS
• DHEA
Kritik:
Kritikpunkte zu Anwendung von Add-ons umfassen die mangelnde Transparenz über die durchzuführenden Interventionen, der eklatante Mangel an wissenschaftlichen Beweisen für deren Wirksamkeit und die aggressive Internetbewerbung der Add-ons, die damit Patientenhoffnungen wecken, wobei sehr wenige Websites auf wissenschaftliche Veröffentlichungen verwiesen, um die postulierten Behauptungen zu stützen [1].
Auch stehen einige der angebotenen Add-ons im Verdacht schädlich zu sein bzw. die Therapieergebnisse auch maßgeblich zu verschlechtern. Dies betrifft unter anderen die immunmodulatorischen Add-ons, die endometrialen Rezeptivitätstests sowie das Aneuploidiescreening [2,3,4]. Die einflussreiche US-amerikanische Tageszeitung New York Times hat das Thema der IVF Add-ons Therma mehrfach aufgegriffen und deren ungerechtfertigte Anwendung kritisiert [5,6].
Evidenz
Die britische Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) hat ein mehrstufiges Scoring-System eingeführt, um den Kinderwunschpatienten zu helfen fundierte Entscheidungen zu treffen [7]. Das ursprünglich eingeführte Ampelsystem (rot= keine Evidenz; gelb = widersprüchliche Anhaltspunkte einer Evidenz; grün = mind. ein hochwertiger RCT, der die Evidenz belegt) wurde durch inzwischen durch ein 5-stufiges Bewertungssystem (1 = evident; 2 = widersprüchliche moderate Datenlage; 3= nicht bewertbar aufgrund ungenügender wiss. Datenlage ; 4= Sicherheitsbedenken und/oder insgesamt eine Evidenz mittlerer/hoher Qualität, dass dieser Zusatz die Wirksamkeit der Behandlung verringern kann).
Keine der dort aufgeführten Add-ons wurde dabei als evident eingestuft. Zu einem ähnlichen Schluss kommen die ESHRE Good-Practice-Empfehlungen zu Add-ons in der Reproduktionsmedizin [8].
Quellen
1. an de Wiel L, Wilkinson J, Athanasiou P, Harper J. The prevalence, promotion and pricing of three IVF add-ons on fertility clinic websites. Reprod Biomed Online. 2020 Nov;41(5):801-806.- 2. Robertson SA, Jin M, Yu D, Moldenhauer LM, Davies MJ, Hull ML, Norman RJ. Corticosteroid therapy in assisted reproduction - immune suppression is a faulty premise. Hum Reprod. 2016 Oct;31(10):2164-73.
- 3. Doyle N, Jahandideh S, Hill MJ, Widra EA, Levy M, Devine K. Effect of Timing by Endometrial Receptivity Testing vs Standard Timing of Frozen Embryo Transfer on Live Birth in Patients Undergoing In Vitro Fertilization: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2022 Dec 6;328(21):2117-2125.
- 4. Wirleitner B, Hrubá M, Schuff M, Hradecký L, Stecher A, Damko A, Stadler J, Spitzer D, Obkircher M, Murtinger M. Embryo drop-out rates in preimplantation genetic testing for aneuploidy (PGT-A): a retrospective data analysis from the DoLoRes study. J Assist Reprod Genet. 2024 Jan;41(1):193-203.
- 5.Pamela Mahoney Tsigdinos. The IVF Add-On Racket. New York Times, 2019 https://www.nytimes.com/2019/12/12/opinion/ivf-add-ons.html
- Amy Klein. A Popular Test Claims to Boost I.V.F. Success. The Science Is Unclear. New York Times, 2021 The E.R.A. Test Claims to Boost I.V.F. Success. The Science Is Unclear. - The New York Times (nytimes.com)
- HFEA. UK fertility regulator launches improved ratings for fertility treatment ‘add-ons’ https://www.hfea.gov.uk/about-us/news-and-press-releases/2023/uk-fertility-regulator-launches-improved-ratings-for-fertility-treatment-add-ons/
- ESHRE Add-ons working group; Lundin K, Bentzen JG, Bozdag G, Ebner T, Harper J, Le Clef N, Moffett A, Norcross S, Polyzos NP, Rautakallio-Hokkanen S, Sfontouris I, Sermon K, Vermeulen N, Pinborg A. Good practice recommendations on add-ons in reproductive medicine†. Hum Reprod. 2023 Nov 2;38(11):2062-2104.