Schluckimpfung
Synonym: orale Impfung
Englisch: oral vaccination
Definition
Als Schluckimpfung bezeichnet man die orale Aufnahme eines Impfstoffs.
Hintergrund
Schluckimpfungen werden bei Infektionskrankheiten eingesetzt, deren Erreger den Wirt über den Gastrointestinaltrakt infizieren, z.B. bei Poliomyelitis, Typhus, Cholera, Rotavirus-Gastroenteritis und Tuberkulose. Die Impfstoffe enthalten in der Regel funktionsfähige, aber abgeschwächte bzw. attenuierte Erreger. Sie lösen im Gastrointestinaltrakt eine Infektion des Darmepithels aus. Da die Vermehrungsfähigkeit der Erreger in den Lebendimpfstoffen eingeschränkt ist, kommt es zwar zu einer Immunreaktion, aber nicht zu einer Erkrankung.
Voraussetzung für die Wirksamkeit einer Schluckimpfung ist die Resistenz des abgeschwächten Erregers gegenüber den Verdauungssäften bzw. -enzymen, vor allem im Magen.
Vorteile
Vorteile einer Schluckimpfung sind ihre einfache Anwendung und die Vermeidung von Injektionen, was vor allem bei Kindern relevant ist. Die Impfstoffe können ohne Probleme auch zuhause verabreicht werden.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Impfstoffe das lokale Immunsystem der Darmschleimhaut stimulieren und so zu einer Schleimhautimmunität führen. Erreger, deren Hauptverbreitungsweg Schmierinfektionen sind, können dadurch direkt an der Eintrittspforte der Infektion abgefangen werden.
Nachteile
Ein Nachteil von Schluckimpfungen ist die mögliche Reversion der Erreger zum Wildtyp, d.h. zu replikationsfähigen und pathogenen Erregern. Dieser Effekt lässt sich durch eine entsprechende Gestaltung des Genoms jedoch weitgehend vermeiden. Bei der früher verbreiteten, "klassischen" Schluckimpfung gegen Polio kam es jedoch in Einzelfällen zu einer Impfpoliomyelitis. Für Personen mit Immundefizienz ist aus diesem Grund die Schluckimpfung mit Lebendimpfstoffen in der Regel ungeeignet, da in seltenen Fällen eine Erkrankung durch den Impferreger ausgelöst werden kann.
Schluckimpfstoffe haben eine reduzierte Wirksamkeit, wenn gleichzeitig Infektionen des Gastrointestinaltrakts bzw. eine Diarrhoe vorliegen oder der Patient unter Antibiotikatherapie steht.