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Ohrmuschel

Synonyme: Auricula auris, Pinna
Englisch: auricle, pinna

1. Definition

Die Ohrmuschel ist der aus Knorpelgewebe geformte und mit Haut überdeckte äußere Teil des Ohres, der als Schalltrichter fungiert.

2. Anatomie

Die Ohrmuschel ist mit dem Periost des Schädels (Perikranium) verwachsen. Die Form der Ohrmuschel wird durch den Ohrknorpel (Cartilago auriculae) geprägt, der aus einem Stück besteht. Er besteht aus elastischem Knorpel.

2.1. Topografie

Die Ohrmuschel befindet sich beidseits in der gleichnamigen Regio auricularis. Da sie ein markanter Bezugspunkt ist, werden vor der Ohrmuschel liegende Strukturen als präaurikulär, hinter ihr liegende als retroaurikulär bezeichnet.

2.2. Morphologie

Der Ohrknorpel ist stark gefaltet, sodass sich ein typisches Ohrrelief mit zahlreichen Erhebungen und Vertiefungen ergibt, die jeweils eigene Bezeichnungen tragen. Der prominente äußere Rand der Ohrmuschel wird Helix genannt. Parallel zur Helix – getrennt durch eine enge gekrümmte Einziehung, die Scapha genannt wird – verläuft als prominenter Wulst die sichelförmige Anthelix. An ihrem kranialen Ende teilt sie sich in zwei getrennte Falten, die obere (Crus superius anthelicis) und untere Anthelixwurzel (Crus inferius anthelicis). Zwischen ihnen liegt eine dreieckige Einziehung, die Fossa triangularis.

Die Anthelix rahmt die eigentliche "Ohrmuschel" (Concha auricularis) ein, eine ausgedehnte Vertiefung. Sie wird durch einen Ausläufer der Helix (Crus helicis) in zwei Teile getrennt, die kranial gelegene Cymba conchae ("Muscheltopf") und das kaudal gelegene Cavum conchae ("Muschelhöhle"), das den Übergang zum äußeren Gehörgang (Meatus acusticus externus) darstellt. Lateral vor dem Cavum conchae erkennt man zwei Vorwölbungen: den rostral gelegenen Tragus (Ohrdeckel) und den dorsal gelegenen Antitragus. Zwischen Tragus und Antitragus liegt die Incisura intertragica. Kaudal des Tragus schließt sich das Ohrläppchen (Lobulus auriculae) an, das frei von Knorpel ist.

Als Tuberculum auriculae (Darwin-Höckerchen) wird eine unregelmäßig vorhandene dreieckige Auszackung des Helixrandes bezeichnet. Sie entspricht der Ohrspitze des vormals spitzen Säugetierohres im Sinne eines Atavismus.

Die Facies medialis der Ohrmuschel ist im Gegensatz zur Außenseite (Facies lateralis) deutlich weniger strukturiert. Concha, Fossa triangularis und Scapha erscheinen durch gleichnamige Vorwölbungen (Eminentiae).

2.3. Bänder

Die Ohrmuschel wird durch drei Bänder (Ligamenta auricularia) knöchern befestigt:

2.4. Muskeln

Die Musculi auriculares werden in intrinsische und extrinsische Muskeln unterteilt. Vier intrinsische quergestreifte Muskelbündel verbinden und stabilisieren die Ohrmuschel auf der Lateralfläche (Musculi helicis major und minor, Musculus tragicus, Musculus antitragicus) und zwei auf der Medialfläche (Musculus transversus und obliquus auriculae).

Die extrinsischen Muskeln können die Ohrmuschel geringfügig bewegen und zählen zu der mimischen Muskulatur. Die Musculi auriculares anterior und superior inserieren an der Spina helicis, der obere zusätzlich an der Eminentia fossae triangularis der Facies medialis. Der Musculus auricularis posterior inseriert an der Eminentia conchae auf der Medialseite. Die drei Muskeln entspringen von der Kopfschwarte (anterior und superior) bzw. vom Mastoidbereich (posterior).

Die Muskeln des Außenohrs werden vom Nervus facialis innerviert, die Lateralseite von den Rami temporales, die Medialseite vom Nervus auricularis posterior.

2.5. Innervation

Die sensible Innervation der Ohrmuschel erfolgt durch verschiedene Nerven. Die Medialseite wird durch den Plexus cervicalis versorgt:

Die Lateralseite wird innerviert durch:

2.6. Blutversorgung

Die arterielle Blutversorgung der medialen Seite der Ohrmuschel erfolgt durch den Ramus auricularis der Arteria auricularis posterior aus der Arteria carotis externa oder Arteria occipitalis. Die Facies lateralis wird durch Äste der Medialseite versorgt, welche die Ohrmuschel perforieren, sowie durch die Rami auriculares anteriores aus der Arteria temporalis superficialis.

2.7. Lymphabfluss

Die Lymphe fließt zu den Nodi lymphatici parotidei (vordere Abschnitte) und Nodi lymphatici cervicales profundi und Nodi lymphatici occipitales (restliche Abschnitte).

2.8. Histologie

Der Cartilago auriculae besteht aus elastischem Knorpel mit Faserknorpelanteilen. Es wird von mehrschichtigem verhorntem Plattenepithel bedeckt. Die Dermis ist mit dem Perichondrium verwachsen, subkutanes Fettgewebe fehlt weitgehend. Das Ohrläppchen besteht aus viel Fettgewebe und derben Bindegewebssträngen.

Am ganzen Außenohr, insbesondere in der Concha und Fossa scaphoidea, kommen Lanugohaare, Talgdrüsen und Schweißdrüsen vor. In der Öffnung und dem Knorpelabschnitt des äußeren Gehörgangs finden sich auch längere Borstenhaare (Tragi). Im Tragus- und Antitragusbereich können im höheren Alter büschelartig wachsende Terminalhaare entstehen, die als Barbula hirci (Ziegenbärtchen) bezeichnet werden.

3. Physiologie

Das Relief der Ohrmuschel mit seinen Auffaltungen und Vertiefungen ist ein natürliches Filtersystem für den eintreffenden Schall. Der Schall wird an den Reliefkanten der Ohrmuschel gebrochen und dadurch – abhängig von seinen Frequenzanteilen – verschieden gedämpft. Aus dieser Modulation kann das Gehirn Informationen über die räumliche Herkunft einer Schallquelle gewinnen, insbesondere ob ein Geräusch von vorne, hinten, oben oder unten stammt (Richtungshören).

4. Pathologie

Nach Traumen im Bereich der Ohrmuschel (z.B. Verletzungen, Insektenstiche, Piercings, Erfrierungen oder Operationen) kann es zu einem Othämatom mit anschließender Entzündung des Ohrmuschelgewebes kommen, die man als Ohrmuschelperichondritis bezeichnet. Eine weitere häufige Erkrankung der Ohrmuschel ist die Chondrodermatitis nodularis helicis.

5. Fehlbildungen

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