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Karies

von lateinisch: caries - Fäulnis
Synonyme: Zahnfäule, Caries, Cp
Englisch: dental caries

1. Definition

Die Karies ist eine multifaktorielle Erkrankung der Zahnhartsubstanz, die unbehandelt die Struktur und Funktion der Zähne zunehmend zerstört und zum Zahnverlust führen kann.

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2. Epidemiologie

In Europa erkranken ca. 98 % der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an Karies. Damit ist Karies die mit Abstand häufigste Infektionskrankheit in Industrieländern.

In Deutschland hatten von den sechs- bis siebenjährigen Kindern etwa die Hälfte schon einmal Karies an den Milchzähnen. Die bleibenden Zähne sind dann zunächst seltener von Karies betroffen. So haben bei den zwölfjährigen Kinder nur etwa 20 % Karies. Im Erwachsenenalter nimmt die Häufigkeit dann wieder zu und breitet sich meist auf mehrere Zähne aus. Im Alter zwischen 35 und 44 Jahren weisen durchschnittlich etwa elf Zähne einen akuten Kariesbefall auf.[1]

Wie bei anderen Erkrankungen kann auch die kariöse Erkrankung durch Phasen der Stagnation, Remission und Progression gekennzeichnet sein.

3. Ursachen

Karies wird durch eine Störung des Gleichgewichtes von Demineralisation und Remineralisation der Zähne hervorgerufen. Diese ist durch das Zusammenwirken potenziell pathogener Mikroorganismen und potenziell pathogener ökologischer Faktoren bedingt.

Nach König (1971) sind 4 Faktoren an der Kariesentstehung beteiligt. Sie müssen gleichzeitig vorliegen, um den Erkrankungsprozess in Gang zu bringen:

4. Pathogenese

Die kariogenen Mikroorganismen (vor allem Streptokokken) erzeugen aus niedermolekularen Kohlenhydraten (Zucker) als Stoffwechselabbauprodukt organische Säuren, die Mineralsalze (Hydroxylapatit) aus der Zahnhartsubstanz herauslösen. Diesen Prozess bezeichnet man als "Demineralisierung". Er ist so lange reversibel, wie die organische Matrix der Zahnhartsubstanz nicht beschädigt ist. Wird die Matrix selbst durch Bakterien abgebaut, entstehen Strukturdefekte ("Löcher"), die nicht mehr umkehrbar sind.

5. Risikofaktoren

Die Entstehung bzw. der Verlauf der Karies wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst. Dazu zählen:

  • Mangelnde Zahnhygiene
  • Menge von Streptococcus mutans in Speichel und Plaque
  • Zahnstellung (Engstellung, Fehlstellungen)
  • Zahnstatus (z.B. fehlende Zähne)
  • Kaugewohnheiten
  • Nahrungszusammensetzung, -konsistenz
  • Zungen- und Wangenaktivität
  • Speicheleigenschaften, -menge (Xerostomie)
  • Restaurationen (z.B. mangelhafte Füllungen)
  • Fluoridgehalt des Schmelzes
  • Medikamenteneinnahme
  • u.v.a.

6. Einteilung

6.1. ...nach Stadium

Die Karies kann man in 4 bzw. 5 Stadien einteilen:

  • Initialkaries: Demineralisation ohne Strukturdefekt. Dieses Stadium kann durch Fluoridierung und gesteigerte Mundhygiene noch umgekehrt werden.
  • Caries superficialis (cs): Schmelzkaries, Keilförmiger Strukturdefekt. Die Karies hat die Schmelzschicht angegriffen, ist aber noch nicht in das Dentin vorgedrungen.
  • Caries media (cm): Dentinkaries. Breitflächiger Strukturdefekt. Die Karies ist bis in das Dentin vorgedrungen und breitet sich unter dem Schmelzdefekt flächig aus, da das Dentin weniger Widerstand bietet.
  • Caries profunda (cp): Tiefer Strukturdefekt. Die Karies ist bis in die pulpanahen Dentinschichten des Zahnes vorgedrungen.
  • Caries profunda complicata: Die Karies hat zur Eröffnung der Pulpenhöhle geführt ("Pulpa aperta").

3D-Modell: Stadien der Karies

Eine Sonderform stellt die sog. Caries sicca dar. Das erneute Entstehen einer Karies an einem bereits behandelten Zahn bezeichnet man als Sekundärkaries oder Kariesrezidiv.

6.2. ...nach Befallsort

6.3. ...nach Alter

6.4. ...nach Auftreten

7. Symptome

Die Symptome sind abhängig vom Stadium der Karies. Initialkaries und Schmelzkaries sind in der Regel symptomlos. Bei fortgeschrittener Karies treten neben den sichtbaren Strukturdefekten folgende Beschwerden auf:

  • Heiß- und Kaltempfindlichkeit
  • intermittierende Schmerzen
  • Dauerschmerzen
  • "Ziehen" bei Genuss bestimmter Nahrungsmittel
  • Foetor ex ore
  • Lockerung von Füllungen

8. Diagnostik

Die Diagnose der Karies erfolgt meist klinisch durch Inspektion und Sondierung des betroffenen Zahnes. Zusätzlich kommen spezielle Röntgenaufnahmen ("Zahnfilm"), Durchleuchtung des Zahnes mit Kaltlicht und Test der Empfindlichkeit des Zahnes mit dem Luftbläser zum Einsatz.

Darüber hinaus gibt es auch neuere Verfahren in der Kariesdiagnostik, die teilweise auch verdeckte Läsionen der Zahnhartsubstanz aufspüren können:

9. Prophylaxe

9.1. Allgemeinmaßnahmen

Die wichtigste Maßnahme zur Kariesprophylaxe ist nach der Infektionsvermeidung die richtig durchgeführte Zahnpflege mit Zahnbürste und Zahnseide sowie ggf. einer Interdentalbürste.

9.2. Fluoride

Fluoride haben eine antikariogene Wirkung. Diese beruht auf mehreren Prinzipien: Hemmung der bakteriellen Säureproduktion, Erhöhung der chemischen Widerstandsfähigkeit und Förderung der Remineralisation.

Die empfohlene Fluoridzufuhr variiert je nach Alter des Patienten:[2]

  • Erstes bis zweites Lebensjahr:
    • Zahnärzte empfehlen auf das Fluorid in Kombinationspräparaten (Vitamin D + Fluorid) zu verzichten
    • ab dem ersten Milchzahn zweimal täglich mit einer "reiskorngroßen" Portion fluoridierter Kinderzahncreme die Zähne putzen (Fluoridgehalt 1000 ppm)[3]
  • Drittes bis sechstes Lebensjahr:
    • zweimal täglich mit einer "erbsengroßen" Portion fluoridierter Kinderzahncreme die Zähne putzen (Fluoridgehalt 1000 ppm)[3]
  • Sechstes bis 18. Lebensjahr:
    • Umstellung auf Erwachsenenzahncreme (Fluoridgehalt 1450 ppm)
    • einmal wöchentlich ein hoch konzentriertes Fluoridzahngel verwenden (Fluoridgehalt 12.500 ppm)

9.3. Xylitol

In einigen Ländern (z.B. Finnland, USA, China, Korea) wird neben diesen Maßnahmen zusätzlich der Zuckeraustauschstoff Xylitol (Xylit) eingesetzt. Studien weisen darauf hin, dass Xylitol bei Tagesdosen ab 4 Gramm, verteilt auf 2-3 Gaben, in der Lage ist, die kariogene Mundflora zu verändern. Bei unveränderter Mundhygiene und Ernährung soll das Kariesrisiko dadurch reduziert werden.

10. Therapie

Die Therapie der Karies ist Gegenstand der konservierenden Zahnheilkunde. Sie besteht in der Entfernung der betroffenen Zahnhartsubstanz durch Exkavation und anschließende Füllung der entstandenen Kavität durch plastische, gegossene oder vorgeformte Füllungsmaterialien.

Eine weitere Methode ist die minimal-invasive Entfernung der Karies durch Erweichung der Läsion mit einem Spezialgel und anschließende Kürettierung mit Handinstrumenten (Carisolv®).

11. Quellen

12. Literatur

  • Hellwig et al., Einführung in die Zahnerhaltung, Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, 2013
Stichworte: 3D-Modell, Zahn, Zahnverlust
Fachgebiete: Zahnmedizin

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