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Xenomelie

von altgriechisch: ξένος ("xenos") - fremd und μέλος ("mélos") - Glied
Synonym: "Fremdgliedrigkeit"
Englisch: foreign limb syndrome, xenomelia

1. Definition

Xenomelie beschreibt eine sehr seltene psychische Erkrankung, bei der das somatische Selbstbild gestört ist. Die Betroffenen zeigen eine Abneigung gegen ein oder mehrere Gliedmaßen ihres Körpers und verspüren den Wunsch, sie amputieren zu lassen. Xenomelie ist mit der Körperintegritätsidentitätsstörung (BIID) verwandt bzw. tritt als Symptom dieser auf.

2. Symptomatik

Betroffene betrachten gesunde Gliedmaßen als fremd und als nicht zu sich gehörig. Sie fühlen sich wie ein Amputierter mit "natürlicher Prothese". Die Patienten neigen oft dazu, sich selbst zu verstümmeln und zu verletzten (z.B. mit Trockeneis und Werkzeugen). Ein Warnsignal ist wie bei der BIID das so genannte "Pretending" (deutsch: Vortäuschen), bei dem Erkrankte z.B. Prothesen und Orthesen nutzen, um dem angestrebten Gefühl nahezukommen, dass eine unerwünschte Gliedmaße tatsächlich fehlt oder um das Gefühl zu stärken, dass die jeweilige Gliedmaße "unnötig" sei.

Oft ist das Bedürfnis, nach außen als behindert oder hilfsbedürftig zu wirken, sehr groß, was für einen erhöhten Aufmerksamkeitsbedarf spricht. Zusätzlich können sich schwere, therapiebedürftige Depressionen entwickeln und suizidale Tendenzen manifestieren.

3. Ursachen

Die genauen Ursachen der Xenomelie sind nicht geklärt, es wird jedoch eine multifaktorielle Genese vermutet. Aufgrund ihrer Seltenheit ist die Xenomelie weder im DSM-IV, noch im ICD10 erfasst.

MRT-Untersuchung ergaben, dass bei Patienten mit Xenomelie die Dicke des Cortex im Bereich des superioren Parietallappens reduziert ist. Darüber hinaus war das Oberflächenareal des primären und sekundären somatosensorischen Cortex im inferioren Parietallappen und im vorderen Inselcortex reduziert.[1]

4. Therapie

Eine anerkannte Therapie der Xenomelie gibt es zur Zeit (2017) nicht, jedoch sollte durch psychiatrische bzw. verhaltenstherapeutische Maßnahmen versucht werden, die Stabilität des Betroffenen zu verbessern. Um Begleiterscheinungen wie Depression und Suizidalität zu therapieren, bietet sich eine Pharmakotherapie an. Dem Wunsch des Patienten, sich amputieren zu lassen, kann chirurgisch nicht nachgegeben werden, da es sich juristisch um eine schwere Körperverletzung handeln würde.

Bisher gibt es keine Studien darüber, wie es Xenomelie-Patienten ergeht, die sich im Ausland einer Amputation unterzogen haben und ob diese eventuell nach dem Verlust einer Gliedmaße eine Abneigung gegen eine weitere entwickelten.

5. Quellen

  1. Bruder P et al.: The desire for healthy limb amputation: structural brain correlates and clinical features of xenomelia Brain (2013) 136 (1): 318-329. DOI: https://doi.org/10.1093/brain/aws316

6. Weblinks

Stichworte: Psychische Störung
Fachgebiete: Psychiatrie

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