Urodaeum (Geflügel)
Synonym: Harnraum
Anatomie
Die Kloake beim Geflügel dient einerseits als Behälter für den Kot, andererseits aber auch als Passageweg für die Geschlechtsprodukte, wie z.B. das Hühnerei. Die Kloake ist durch zwei Schleimhautfalten in drei Abteilungen untergliedert. Von kranial nach kaudal sind dies:
- Coprodaeum (Kotraum),
- Urodaeum (Harnraum) und
- Proctodaeum (Endraum).
Morphologie
Die zweite und zugleich kürzeste Abteilung der Kloake ist das Urodaeum. In seine Dorsalwand münden die beiden Harnleiter mit je einem Ostium cloacale ureteris. Beim männlichen Vogel münden in der Lateralwand zusätzlich noch die Samenleiter auf je einer Papilla ductus deferentis mit einem Ostium cloacale ductus deferentis. Beim weiblichen Vogel hat an dieser Stelle der linke Eileiter (Ostium cloacale oviductus sinistri) seine Mündungsstelle. Diese zunächst klein ausgebildete Öffnung formt sich mit Beginn der Legeperiode zu einer Spalte um. Der rudimentäre rechte Eileiter offnet sich beim Huhn mit einem Ostium cloacale oviductus dextri. Diese Mündungsstelle ist für gewöhnlich in der rechten Seitenwand in einer unscheinbaren Fossa oviductalis zu finden.
Das Urodaeum wird kranial und kaudal von einer Ringfalte begrenzt. Die proximale Schleimhautfalte wird als Plica coprourodealis bezeichnet. Sie ist besonders hoch und wird bei mit Kot gefüllter Kloake gedehnt. Während des Kotauspressens tritt der kreisrunde Innenrand der Falte aus der Kloakenöffnung vor und deckt dabei die oben beschriebenen Mündungen der Harn- und Geschlechtsgänge ab. Die distale Schleimhautfalte hingegen wird als Plica uroproctodealis bezeichnet. Diese ist weniger hoch und hauptsächlich dorsal und seitlich als Grenze zwischen Uro- und Proctodaeum ausgespannt.
Histologie
Die im Coprodaeum noch ausgebildeten Schleimhautzotten verschwinden im Urodaeum allmählich, sodass auch die Schleimhautkrypten nur noch an wenigen Stellen ausgebildet sind.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.