Spezialisierte ambulante Palliativversorgung
Definition
Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung, kurz SAPV ist ein Versorgungsangebot für Patienten mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden und weit fortgeschrittenen Erkrankung, die eine besonders aufwendige Symptomkontrolle im Rahmen der Palliativmedizin benötigen. Ziel ist es, Lebensqualität und Selbstbestimmung zu erhalten oder zu verbessern und eine stationäre Behandlung nach Möglichkeit zu vermeiden.
Hintergrund
Mit Einführung der SAPV im Jahr 2007 wurde eine Versorgungslücke für schwerkranke Patienten und Palliativpatienten geschlossen, die trotz komplexer Symptomlast im häuslichen Umfeld betreut werden möchten. Während die allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) durch Hausärzte und Pflegedienste gewährleistet wird, richtet sich die SAPV an Patienten und deren soziales Umfeld, deren Probleme und Beschwerden die Möglichkeiten der AAPV übersteigen. Die Versorgung erfolgt in der Regel in der häuslichen Umgebung des Patienten, ist aber auch in stationären Pflegeeinrichtungen oder Hospizen möglich.
Typische Indikationen sind therapieresistente Schmerzen, Dyspnoe, Unruhe, Übelkeit oder komplexe pflegerische und soziale Situationen.
Die Leistungen der SAPV reichen von Beratungsleistungen über Koordination bis hin zur vollständigen Versorgung des Patienten. Die genaue Umsetzung der SAPV unterscheidet sich regional und ist in Rahmenverträgen zwischen den Krankenkassen und den Leistungserbringern geregelt.
Teamaufbau
Die SAPV wird von multiprofessionellen Teams (Palliative Care Teams) getragen und setzt sich in der Regel zusammen aus:
- Fachärzten mit Zusatzweiterbildung Palliativmedizin und einschlägiger praktischer Erfahrung in der ambulanten Versorgung von Palliativpatienten
- Pflegefachkräften mit spezialisierter palliativmedizinischer Qualifikation (Palliative Care Weiterbildung)
- Sozialarbeiter
- Psychologen oder Seelsorger (im erweiterten Team)
- Therapeuten (z.B. Physio-, Ergo- oder Musiktherapie)
Es agiert eng vernetzt mit Hausärzten, Pflegediensten, Hospizdiensten und stationären Einrichtungen.
Unterschied
| Merkmal | AAPV | SAPV |
|---|---|---|
| Zielgruppe | Patienten mit palliativem Bedarf | Patienten mit komplexen Symptomen |
| Leistungsträger | Hausärzte, Pflegedienste | SAPV-Teams (multidisziplinär ärztlich + pflegerisch) |
| Qualifikation | Grundkenntnisse in Palliativversorgung | Zusatzweiterbildung Palliativmedizin, Palliative Care Weiterbildung |
| Verfügbarkeit | Regelversorgung, meist werktags | 24/7 Rufbereitschaft |
| Finanzierung | Regelversorgung GKV | Sozialgesetzbuch V (§ 37b) + Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses |
Literatur
- Bundesministerium für Gesundheit: Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)
- Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Richtlinie zur SAPV
- Radbruch L, Nauck F: Lehrbuch der Palliativmedizin, Schattauer 2015
- Sitte, Thöne: Repetitorium Palliativmedizin, Springer 2023
- Kränzle / Schmid / Seeger (Hrsg.): Palliative Care, Springer 2023
- Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin: SAPV, abgerufen am 01.09.2025