Selbstanteile
Synonym: Bestandteile des Inneren Systems, Bestandteile der Inneren Familie
Englisch: inner parts
Definition
Selbstanteile beschreibt in der Systemischen Therapie auf der Ebene der Inneren Familie die verschiedenen Anteile, die die Gesamtpersönlichkeit ausmachen.
siehe auch: Inneres System
Grundlage
Laut dieser Theorie erzeugt jede Aktion eine Reaktion. So auch in unserer Seele. Alles, was wir erleben, hören, sehen, fühlen, erfahren hat direkte und indirekte Auswirkungen auf unsere Seele. Wie Kleinkinder lernen, welche Nahrungsmittel schmecken und welche ungenießbar sind, womit man spielen kann und womit nicht, so lernt auch die Seele durch unser Erlebtes auf alles neue, was auf uns einwirkt, zu reagieren. Jede Reaktion unserer Selbst auf ein Ereignis in Form von Bewertung und Ausagieren erfolgt nach einem innerseelischen Abgleich mit Normen und Erlerntem. Diese Normen und das Erlernte sind nach dem Bild der Inneren Familie in Selbstanteilen in uns gespeichert.
Zusammensetzung
Man spricht bei den Selbstanteilen von fünf Hauptanteilen. Dabei kann man davon ausgehen, dass die 5 Hauptanteile bei jedem Menschen, wenn auch in individuell unterschiedlicher Ausprägung, vorhanden sind.
Der Manager
Der Manager ist einer der fünf Selbstanteile. Er stellt den Beschützer auf der Inneren Bühne dar. Seine Aufgabe besteht darin, alles zu tun und so zu reagieren, dass das Individuum in allen Beziehungen, Situationen und Begegnungen die Kontrolle behält und sich gegen Schmerzen schützt. Dabei können die Funktionen des Managers auch ins Gegenteil kippen. So wird aus einer Strebsamkeit ein Übereifer, aus dem Urteilen ein Verurteilen oder aus der Kontrolle eine Manipulation des Selbst oder des Gegenübers.
Der Feuerbekämpfer
Der Feuerbekämpfer steht für starke Anteile, die auf äußere Angriffe oder Attacken, gleich ob verbal oder handgreiflich, mit Gegenwehr reagieren. Dabei muss diese Gegenwehr nicht zwangsläufig gegen den Angreifer gerichtet sein, sondern kann sich auch gegen das Individuum im Sinne einer Selbstschädigung richten. Diese Selbstschädigung äußert sich dann zum Beispiel als selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität, Dissoziation oder Essstörungen.
Der Verbannte
Auf jeder inneren Bühne gibt es einen oder mehrere Verbannte. Das sind Anteile, welche Emotionen oder Erfahrungen in sich tragen, die das Individuum verdrängt hat. Entweder, weil sie zu schmerzhaft oder unaushaltbar waren. In der Regel können diese Verbannten auch vom Feuerbekämpfer unter Kontrolle gehalten werden, was jedoch nur bis zu einem bestimmten Grad funktioniert. Bei einem Zuviel an verdrängtem Schmerz platzt dieser irgendwann unkontrolliert aus dem Individuum heraus und kann sich in verschiedensten Facetten zeigen.
Das Selbst
Als fünften Anteil gibt es unter den Selbstanteilen das Selbst. Man spricht hierbei auch vom ursprünglichen Kern des Individuums. Es ist also der Anteil, in dem nichts verdrängt wird und welcher harmonisch mit seiner Außenwelt interagieren kann, ohne in alten Verhaltensmustern oder Gedankenmustern verhaftet zu sein.
Therapierelevanz
In der psychotherapeutischen Arbeit ist die Arbeit mit dem Inneren System oder der Inneren Familie sehr wichtig. Zum einen hilft sie, Blockaden aufzudecken, wobei zum Beispiel ein bestimmtes Vermeidungsverhalten einen bestimmten Anteil zugeordnet werden kann.
Indem der Patient dann unter Anleitung des Therapeuten mit diesen inneren Anteilen in Kontakt tritt, können Kenntnisse über Ursachen und Wirkung der Blockaden gewonnen werden. Es ist demnach eine Arbeit mit dem Unbewussten und vorher dem Patienten nicht bewusst zugänglichen Wissen aus seinem biographischen Hintergrund.
Differentialdiagnose
Es ist wichtig, wenn man in der Arbeit mit den Selbstanteilen von Anteilen spricht, sich zu vergegenwärtigen, dass es keine eigenständigen und autonomen Persönlichkeitsanteile sind wie es die Dissoziative Identitätsstörung mit sich bringt.
um diese Funktion zu nutzen.