Inneres System
Synonym: Innere Familie
Englisch: inner family
Definition
Das Innere System ist Teil der systemischen Therapie als Teil der Psychotherapie. Es hilft dabei Eigenschaften, Verhaltensweisen, Vorlieben, Emotionen und Reaktionen eines Menschen bestimmten Persönlichkeitsanteilen zuzuorden, die in ihrer Gesamtheit den Menschen als solches ergeben.
Einteilung
Die Einteilung bzw. Unterteilung des Inneren Systems richtet sich individuell nach dem einzelnen Patienten. Nicht alle Anteile, die in den Lehrbüchern beschrieben werden, müssen vorhanden sein. Auch kann deren Ausprägung völlig unterschiedlich sein. Manche Patienten visualisieren die Inneren Anteile als Fabel- oder Märchenwesen, andere als richtige Personen oder als bestimmte Farben. Dabei gibt es kein richtig oder falsch, da die Visualisierung individuell geschieht.
Dennoch gibt es einige Anteile, die in fast jedem Menschen vorkommen (sog. Selbstanteile):
- Manager
- Feuerbekämpfer
- das Selbst
- Verbannte
Anwendung
Das Innere System ist bei vielfältigen Problemen anwendbar. Da es einen positiven Effekt auch in Studien aufweisen konnte, haben auch Coaching-Programme die Arbeit am Inneren System in ihr Repertoir aufgenommen. Dennoch ist das Innere System und die Arbeit damit vorrangig Werkzeug in den verschiedenen Arten der Psychotherapie und aus diesen auch nicht mehr wegzudenken.
Spezialfall
Eine besondere Form erfährt das Innere System bei Patienten, die eine dissoziative Identitätsstörung zeigen. Hier ist die Persönlichkeit durch früheste Kindheitstraumata bereits in verschiedene Anteile gespalten (dissoziiert). Ähnlich ist das Phänomen in der Definition sogenannter '"'Ego-States", welche ebenfalls durch Spaltung auf niedrigerem Niveau entstehen. Anders als bei nicht dissoziativen Patienten sind die Persönlichkeitsanteile bei Menschen mit dissoziativer Identitätsstörung insgesamt autonom und weniger in Kategorien eingeteilt. Obgleich es auch bei diesen Menschen Persönlichkeitsanteile gibt, die Angriffe abwehren oder den Alltag bewältigen. Sie werden nur weniger nach ihrer Aufgabe benannt, da sie, wenn auch nicht immer, eigene Namen mitbringen und die ihnen zugeordneten Aufgaben als ihre Funktion wahrnehmen.
Probleme
Probleme im Handling mit dem Inneren System ergeben sich meistens aus der Einstellung des Patienten. Der Patient muss ein gewisses Maß an plastischer Vorstellungskraft sowie auch eine Offenheit für diese Sichtweise mitbringen. Viele Erwachsene haben die Fähigkeit sich Personen und Gestalten vorzustellen verloren. Und je nach Kognition und mentalen Fähigkeiten können diese Defizite bzw. regressiven / rudimentären Strukturen im Erwachsenenalter nicht mehr korrigiert werden. Auch scheuen sich viele, vor allem männliche Patienten davor, sich auf innere Gestalten und Personen einzulassen.
Ein weiteres Problem stellen mögliche und vielleicht unbekannte Traumatisierungen in früheren Jahren oder der Kindheit dar, welche durch die Beschäftigung mit dem Inneren System angestoßen, getriggert, und neu hervorgeholt werden können. So kann es passieren, dass Patienten, die eine Posttraumatische Belastungsstörung haben, in regressives Verhalten rutschen, einen Flash, also eine Rückhallerinnerung an das Trauma, erleiden oder in dissoziative Zustände verfallen. Hier muss der Therapeut, der mit dem Inneren System arbeit in der Lage sein, diese Reaktionen abzufangen, dissoziative Zustände aufzulösen und den Patienten in der Gegenwart zu festigen.