Schwangerschaftsglukosurie
Definition
Die Schwangerschaftsglukosurie bezeichnet das Auftreten von Glukose im Urin während der Schwangerschaft. Sie gilt als physiologisch und tritt insbesondere im zweiten und dritten Trimenon auf.
Physiologie
Die Schwangerschaftsglukosurie entsteht durch hormonell bedingte Veränderungen im Kohlenhydratstoffwechsel und der Nierenfunktion. Insbesondere das humane Plazentalaktogen (HPL) und das Progesteron führen zu einer veränderten tubulären Reabsorption von Glukose in den Nieren.
Zudem kommt es zu einer Steigerung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) um bis zu 50 %, was zu einem gesteigerten Glukoseangebot im Primärharn führt. Da die Rückresorption im proximalen Tubulus physiologisch begrenzt ist, kommt es auch bei normwertigen Blutzuckerspiegeln passager zur Glukosurie.
Klinische Bedeutung
Die Schwangerschaftsglukosurie alleine hat daher keine ausreichende Aussagekraft in der Diagnostik eines Gestationsdiabetes und muss durch Messungen des Nüchternblutzuckers und/oder einen oralen Glukosetoleranztest (oGTT) ergänzt werden.
Differentialdiagnosen
- Gestationsdiabetes
- Manifester Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2
- Tubuläre Nierenerkrankungen (z.B. Fanconi-Syndrom)