Pflegeberatung
Englisch: case management
Definition
Die Pflegeberatung ist ein Tätigkeitsbereich in oder neben der Pflege. Ihr Ziel ist es, Patienten und/oder deren Angehörige umfassend über die Möglichkeiten der Pflege zu informieren.
Hintergrund
Beratung nimmt eine wichtige Stellung im Pflegeprozess ein und verbindet die fachliche Expertise der Pflegefachpersonen mit den Bedürfnissen des Pflegeempfängers. Pflegeberatung ist ein zentrales Element des Shared Decision Making und orientiert sich am pflegerischen Assessment von Risiken und Pflegebedarf.
Die Pflegekassen sind seit dem 1. Januar 2009 nach § 7a SGB XI verpflichtet, Personen, die Leistungen der Pflegeversicherung beantragt haben bzw. erhalten, eine umfassende, individuelle und unabhängige Beratung durch einen Pflegeberater oder eine Pflegeberaterin zu erbringen.
Beratungsinhalte
Die sozialrechtliche Beratung bezieht sich auf die Auswahl und die Inanspruchnahme von bundes- oder landesrechtlich vorgesehenen Sozialleistungen sowie auf sonstige Hilfsangebote, die auf die Unterstützung von Menschen mit Pflege-, Versorgungs- oder Betreuungsbedarf ausgerichtet sind.
Bei der Pflegeberatung im erweiterten Sinn geht es darum, individuelle Pflegeprobleme zu erkennen, Informations- und Unterstützungsbedarf zu ermitteln, konkrete Ziele festzulegen sowie gemeinsam Lösungen zur Förderung der Selbstpflegekompetenz und Lebensqualität zu entwickeln.
Aufgaben
Zu den Aufgaben der Pflegeberatung zählen unter anderem:
- den Hilfebedarf unter Berücksichtigung der Feststellungen, der Begutachtung durch den MDK systematisch zu erfassen und zu analysieren,
- einen individuellen Versorgungsplan mit den im Einzelfall erforderlichen Sozialleistungen und gesundheitsfördernden, präventiven, kurativen, rehabilitativen oder sonstigen medizinischen sowie pflegerischen und sozialen Hilfen zu erstellen,
- die für den Versorgungsplan erforderlichen Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Pflegekasse zu veranlassen,
- die Durchführung des Versorgungsplans zu überwachen und erforderlichenfalls einer veränderten Bedarfslage anzupassen und
- bei besonders komplexen Fallgestaltungen den Hilfeprozess auszuwerten und zu dokumentieren.
Phasenmodell
Der Beratungsprozess gliedert sich typischerweise in sechs aufeinanderfolgende Phasen:
- Beziehungsaufbau: In dieser Phase wird durch Begrüßung, offene und empathische Kommunikation eine vertrauensvolle Beziehung geschaffen. Diese Beziehung bildet die Grundlage für Offenheit und Kooperation.
- Ermittlung des Beratungsbedarfs: Der Beratende ermittelt Vorwissen, bisherige Erfahrungen und Erwartungen. Außerdem wird eine strukturierte Pflegeanamnese durchgeführt. Ziel in dieser Phase ist es, den individuellen Informations- und Unterstützungsbedarf zu ermitteln.
- Zielvereinbarung: Es werden nach den SMART-Kriterien individuelle Beratungsziele formuliert.
- Lösungsentwicklung: Durch klientenzentrierte Gesprächsführung werden individuelle Lösungsansätze exploriert.
- Reflexion: Das Ende des Beratungsgesprächs wird eingeleitet, indem zentrale Inhalte reflektiert werden und mögliche Missverständnisse ausgeräumt werden.
- Abschluss und Dokumentation: Der Beratungsprozess endet mit einer wertschätzenden Verabschiedung und Dokumentation.
Ausbildung
Personen in der Pflegeberatung durchlaufen eine strukturierte Ausbildung. Sie umfasst u.a. folgende Bereiche:
- Pflegefachwissen (100 Unterrichtseinheiten)
- Case Management (180 Unterrichtseinheiten)
- Allgemeines Sozialrecht (80 Unterrichtseinheiten)
- Besondere pflegerelevante Rechtsfelder (40 Unterrichtseinheiten)
- Grundkompetenzen (unterschiedlicher Umfang der Unterrichtseinheiten) und Praktika in einer ambulanten und in einer (teil)stationären Einrichtung, wenn keine Erfahrungen in der Pflege vorhanden sind.
Weblinks
- Erste zertifizierte Pflegeberater ausgebildet. In aerzteblatt.de vom 22. Mai 2009
- Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
- der-pflegeberater.info Homepage angehender Pflegeberater