Als Mikrobiomtransfer wird die Übertragung von bakterienhaltigem Material oder Auszügen davon von einem Individuum auf ein anderes bezeichnet. Ziel ist es, beim Empfänger ein typisches, physiologisches und als gesundheitsförderlich betrachtetes Mikrobiom zu erzeugen oder zu fördern.
Eine zur Zeit (2016) weitgehend etablierte Form des Mikrobiomtransfers ist die Stuhltransplantation. Dabei werden Patienten, die an einer therapierefraktären Clostridium-difficile-assoziierten Diarrhö (CDAD) leiden, Darmbakterien eines gesunden Spenders übertragen.
Aktuell diskutiert wird die Übertragung der Vaginalflora von der Mutter auf ein Neugeborenes, das durch Kaiserschnitt zur Welt gekommen ist. Das Konzept des Vaginal Seeding beruht auf Beobachtungen, dass durch Kaiserschnitt geborene Kinder anfälliger für einige Krankheiten sind als vaginal entbundene Kinder. Postuliert wird ein unterschiedlicher Aufbau der Darmflora mit evtl. lebenslangen Effekten bei Kaiserschnitt-Kindern gegenüber "normalen" Kindern, da sie nicht bei der Geburt mit Keimen aus dem mütterlichen Geburtskanal in Kontakt kommen. Diese Besiedelung soll durch Einreiben der Kinder mit Tupfern, die vorher in die Scheide der Mutter eingelegt wurden, künstlich erzeugt werden. Der Mikrobiomtransfer erfolgt unmittelbar nach dem Kaiserschnitt.
Das wissenschaftliche Interesse am menschlichen Mikrobiom und seinem Einfluss auf Gesundheit und Krankheit hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass mit modernen molekulargenetischen Methoden die Untersuchung ganzer Mikrobiome stark vereinfacht worden ist.
Dominguez-Bello MG et al: Partial restoration of the microbiota of cesarean-born infants via vaginal microbial Transfer Nature Medicin 2016.
Tags: Mikrobiom, Sectio caesarea
Fachgebiete: Geburtshilfe, Klinische Forschung
Diese Seite wurde zuletzt am 10. November 2017 um 14:17 Uhr bearbeitet.
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