Kritische Infrastruktur
Definition
Kritische Infrastrukturen, kurz KRITIS, bezeichnen Einrichtungen, Anlagen und Systeme, deren Ausfall oder Beeinträchtigung gravierende Versorgungsengpässe oder Gefährdungen für die öffentliche Sicherheit und Ordnung nach sich ziehen würden. Dazu zählen insbesondere die Sektoren Energie, Wasser, Ernährung, Gesundheit, Informationstechnik, Transport und Notfallversorgung. Der Schutz dieser Infrastrukturen ist zentraler Bestandteil des modernen Katastrophenschutzes in Deutschland.
Die zunehmende Digitalisierung erhöht zudem die Angriffsflächen für Cyberattacken, weshalb IT-Sicherheit und Resilienz seit einigen Jahren zunehmend Schwerpunkte sind.
Hintergrund
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) definiert KRITIS als "Organisationen und Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen". Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zählt unter KRITIS folgende Sektoren:
- Energie
- Informationstechnik und Telekommunikation
- Transport und Verkehr
- Gesundheit
- Medien und Kultur
- Wasser
- Ernährung
- Finanz- und Versicherungswesen
- Siedlungsabfallentsorgung
- Staat und Verwaltung
In Deutschland liegt die Zuständigkeit für den Katastrophenschutz bei den Ländern. Gesetzliche Grundlagen sind das Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz (ZSKG) und das BSI-Gesetz sowie spezifische KRITIS-Strategien auf Bundes- und Länderebene.
Kritische Infrastrukturen unterliegen zunehmend einem doppelten Schutzansatz: Einerseits gilt es, sie selbst wirkungsvoll vor Risiken und Schäden zu bewahren. Andererseits können bestimmte KRITIS-Komponenten selbst ein Risiko darstellen, etwa in Form von kerntechnischen oder chemischen Anlagen, die bei Störfällen die Umwelt und die Bevölkerung gefährden können.
Bedrohungslagen und Schutzmaßnahmen
Kritische Infrastrukturen sind vielfältigen Risiken ausgesetzt:
- Naturkatastrophen: Hochwasser, Hitze, Stürme, Großbrände
- Technische Störungen: Stromausfall, Netzüberlastung, Cyberangriffe
- Terrorismus und Sabotage
- Pandemien und biologische Gefahren
Schutzmaßnahmen umfassen u.a.:
- Risikoanalysen und Notfallpläne (z.B. Krankenhausalarm- und einsatzplan)
- Einrichtung von Redundanzen und Notfallversorgungseinheiten
- IT-Sicherheitsmaßnahmen (z.B. gemäß BSI-KRITIS-Verordnung)
- Ausbildung und Übungen für den Katastrophenschutz (LÜKEX-Übung)
- Frühwarnsysteme wie Katwarn oder Cell Broadcast
Literatur
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) – Kritische Infrastrukturen, abgerufen am 26.06.2025
- Landesregierung Hessen- KRITIS / Kritische Infrastruktur, abgerufen am 26.06.2025
- Karutz et al. (Hrsg.), Bevölkerungsschutz: Notfallvorsorge und Krisenmanagement in Theorie und Praxis. Springer VS, 2021
- Hübner et al., Resilienz Kritischer Infrastruktur im Krankenhaus: Kategorisierung und Quantifizierung als Grundlage der Optimierung, Die Anaesthesiologie, 2023
- Diller et al., Kritische Infrastruktur aus einer doppelten Schutzperspektive: Methodische Identifizierungsprobleme und planerischer Handlungsbedarf, Standort, 2023
- Resilienz und Kritische Infrastrukturen – Aufrechterhaltung von Versorgungstrukturen im Krisenfall Hrsg: von Stefan Voßschmidt & Andreas Karsten, 2020
- KRITIS-Bibliothek, abgerufen am 26.06.2025