KISS-Schema
Definition
Das KISS-Schema ist ein kurzer Behandlungsalgorithmus für Beckenverletzungen.
Methodik
Wenn
- die Kinetik eine Beckenverletzung möglich oder wahrscheinlich macht oder
- die Inspektion eine Beckenverletzung vermuten lässt (sichtbare Verletzung, Blutung, Fehlstellungen) oder
- der Patient Schmerzen im Bereich des Beckens oder der unteren Extremitäten angibt,
ist eine Stabilisierung des Beckens im Sinne einer Beckenschlinge indiziert.
Wenn Kinematik, Inspektion oder Schmerz positiv sind, sollten neben der Stabilisierung keine weiteren Manipulationen am Becken erfolgen. Sind alle drei Kriterien negativ, kann die Stabilität überprüft werden - möglichst von einem erfahrenen Unfallchirurgen. Die präklinische Manipulation des Beckens hat keine Vorteile für den Patienten oder seine weitere Behandlung.
Einordnung
Mit der S3-Polytrauma-Leitlinie von 2022 wurden neue Kriterien für die Beckenstabilisierung aufgestellt, die vor allem die hämodynamische Instabilität des Patienten berücksichtigen. Seitdem wird das KISS-Schema zunehmend durch das neuere S-KIPS-Schema ersetzt.
Auch die militärische TCCC-Leitlinie von 2024 führt weitere Kriterien für eine Beckenstabilisierung auf. Sie legt den Fokus jedoch auf den Verletzungsmechanismus: schwere stumpfe Gewalt oder Explosionsmechanismus sowie eines oder mehrere der folgenden Symptome:
- jede größere Extremitäten- oder Subamputation
- Untersuchungsbefunde, die auf eine Beckenfraktur schließen lassen
- Schmerzen im Bereich des Beckens
- Schock
Literatur
- Gassauer, M.; Münzberg, M.; Kreinest, M. (2015): Notärztliche Versorgung von Traumapatienten. In: Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 10 (05), S. 391–403. DOI: 10.1055/s-0041-104490.
- https://rd-factsheets.de/beckenschlinge-in-der-praeklinik-s-kips-statt-kiss/
- S3 Polytrauma-Leitlinie 2022 - Version 4.1
- Tactical Combat Casualty Care (TCCC) Leitlinie 2024 - Version 1.4
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