Hyperdontie
Synonym: Zahnüberzahl
Definition
Bei einer Hyperdontie liegen im menschlichen Gebiss mehr als 20 Zähne nach der primären bzw. 32 Zähne nach der permanenten Dentition vor. Sie zählt zu den dentalen Anomalien.
Epidemiologie
In Europa liegt die Häufigkeit der Hyperdontie im permanenten Gebiss mit 2,5 – 3,5% höher als im Milchgebiss mit 0,2 – 1%. In asiatischen Ländern ist sie häufiger vertreten. Die Anomalie hat eine höhere Inzidenz beim männlichen Geschlecht und eine 8-mal häufigere Lokalisation im Oberkiefer. Zudem trifft die Hyperdontie gehäuft syndromassoziiert mit dem Gardner-Syndrom, einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oder cleidocranialen Dysplasie auf.
Ätiologie
Die Ursachen der Hyperdontie sind bislang nicht vollständig geklärt. Angenommen wird eine lokal induzierte Hyperaktivität der Zahnleiste während der Odontogenese. Die Häufung von Fällen in betroffenen Familien und die Syndromassoziation legt eine Heredität und somit eine genetische Ursache der Anomalie nahe.
Symptome
Die Hyperdontie ist meist asymptomatisch und kann vor allem bei Retentionen nur mittels bildgebender Verfahren erkannt werden. Ein klinischer Hinweis kann ein ungewöhnlich großes Diastema mediale sein.
Formen
Die Zahnüberzahl teilt sich in vier verschiedene Formen, die sich durch Zahnmorphologie und Lokalisation unterscheiden:
- Mesiodens: Hier ist ein zapfenförmiger Zahn zwischen den oberen vorderen Inzisivi oder dem 1. und 2. Schneidezahn lokalisiert. Der Zahn tritt für gewöhnlich nicht durch. Der Mesiodens ist mit etwa der Hälfte der Fälle die häufigste Form der Hyperdontie.
- Paramolare: Zusätzliche, zumeist zapfenförmige Zähne sind zwischen dem 1. und 2. oder dem 2. und 3. permanenten Molaren lokalisiert. Sie treten überwiegend im Oberkiefer auf und sind zumeist einwurzelig. Eine Verwachsung mit den Molaren im Wurzelbereich ist möglich.
- Distomolare: Hier sind zusätzliche, zumeist zapfenförmige Zähne distal der 3. Molaren lokalisiert. Durch ihre Lage ist eine Verwachsung mit den Molaren im Bereich der Wurzeln möglich.
- Cleidocraniale Dysplasie: Neben den typischen Symptomen dieser Dysplasie treten hier multiple überzählige Zahnanlagen auf.
Therapie
Aufgrund des Risikos zur Zahnverwachsung und fehlerhafter Zahn- und Gebissentwicklung ist die chirurgische Entfernung der überzähligen Zähne vor allem im Kindesalter indiziert. Im Erwachsenenalter kann eine Operation ausgesetzt werden, sofern keine Störungen auftreten. Besonders im Fall von symptomassoziierten Hyperdontien sollte ein individueller ganzheitlicher interdisziplinärer Behandlungsplan unter Einbeziehung eines Kieferorthopäden verfolgt werden.
Quellen
- M. Ehrenfeld, P. Gängler, T. Hoffmann, N. Schwenzer, B. Willershausen. Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. 3. unveränderte Auflage 2010, 416 S. , 1056 Abb. , ISBN: 9783131540737
- Fallbeschreibung - Zahnärztliche Nachrichten online
- Christopher Rueppell, Roland Meier, Andreas Filippi. Nonsyndromale multiple Hyperdontie. Ein Fallbericht. Quintessenz 2015;66(1):59–66