Folie à deux
von französisch: la folie - Wahnsinn und à deux - zu zweit
Synonyme: induzierte wahnhafte Störung, induzierter Wahn
Definition
Folie à deux kommt aus dem Französischen und bedeutet "Geistesstörung zu zweit". Es kommt zu einer Übernahme von Wahnvorstellungen durch eine vormals gesunde Person, hervorgerufen durch einen an einer Psychose erkrankten Menschen.
Klinisches Bild
Es handelt sich um eine primär kranke, dominierende Person, bei der in der Regel eine Schizophrenie vorliegt, und die induzierte Person. Diese ist zunächst nicht wahnhaft, aber seelisch labil. In der Regel steht sie in einem emotional engen, möglicherweise auch abhängigen Verhältnis zur dominierenden Person. Vielfach handelt es sich um nahestehende Angehörige, die so von der erkrankten Person beeinflusst werden, dass sie letztlich kritiklos den Wahn oder sogar das Wahnsystem teilen. Oft werden die Wahninhalte sogar noch weiter ausgebaut und die Betroffenen bestärken sich wechselseitig in ihrem Wahn. Ein mögliches Motiv ist, dass die induzierte Person zu Anfang in der Übernahme des Wahns eine Stabilisierung der Beziehung erhofft.
Fördernd wirkt sich eine soziale Isolation (Sprache, Kultur, einsames Leben) aus. Es handelt es sich vorwiegend um Größen- und Verfolgungswahn oder religiösen Wahn.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch könnte die induzierte Person an einer Schizophrenie, einer schizoaffektiven Störung oder einer akuten vorübergehenden psychotischen Störung erkrankt sein.
Therapie
Therapeutisch ist die Trennung vom dominierenden Partner ein wichtiger Faktor. Hierdurch kann eine Remission erreicht werden. Zusätzlich sollte die Grunderkrankung der induzierten Person behandelt werden (z.B. dependente Persönlichkeitsstörung). Ohne Therapie kann es zu einem chronischen Verlauf kommen.