Farbe-Wort-Interferenz-Test
Synonym: Stroop-Test
Definition
Der Farbe-Wort-Interferenz-Test, kurz FWIT, ist ein neuropsychologisches Testverfahren zur Erfassung der selektiven Aufmerksamkeit, kognitiven Flexibilität und Inhibitionsfähigkeit. Er basiert auf dem sogenannten Stroop-Effekt, der beschreibt, dass die Benennung der Schriftfarbe eines Farbworts länger dauert und fehleranfälliger ist, wenn Wortbedeutung und Schriftfarbe nicht übereinstimmen (z.B. das Wort „Rot“ in blauer Farbe gedruckt).
Aufbau und Durchführung
Der Test besteht in der Regel aus mehreren Durchgängen:
- Lesen von Farbwörtern (z.B. „Rot“, „Grün“, „Blau“) in schwarzer Schrift.
- Benennen von Farbflecken ohne Schriftinhalt.
- Benennen der Schriftfarbe von Farbwörtern, wobei Wortbedeutung und Schriftfarbe inkongruent sind (Interferenzbedingung).
Der zeitliche Aufwand und die Fehlerquote in der Interferenzbedingung werden mit den einfacheren Bedingungen verglichen. Der Unterschied zwischen den Durchgängen gilt als Maß für die Fähigkeit zur kognitiven Inhibition, also zur Unterdrückung automatisierter Reaktionen (z.B. Lesen des Wortes statt Benennen der Farbe).
Testvarianten
Bekannte Varianten sind der Stroop-Test[1], die Victoria-Version[2] sowie computergestützte oder farblich angepasste Versionen. Manche Verfahren nutzen Reaktionszeitmessungen oder kombinieren den Test mit bildgebenden Verfahren, um neuronale Korrelate der Inhibition (v. a. im präfrontalen Kortex und anterioren cingulären Cortex) zu untersuchen.
Klinische Bedeutung
Der FWIT wird in der klinischen Neuropsychologie u.a. zur Diagnostik von exekutiven Dysfunktionen eingesetzt, wie sie bei Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, demenziellem Syndrom, ADHS oder frontalen Läsionen auftreten können. Auch in der Psychiatrie wird er genutzt, um kognitive Beeinträchtigungen bei Depression, Schizophrenie oder Suchterkrankungen zu erfassen.
Auswertung
Gemessen werden meist die Bearbeitungszeit und Fehleranzahl in den einzelnen Durchgängen. Ein größerer Interferenzeffekt (verlängerte Reaktionszeit oder erhöhte Fehlerquote) weist auf eine eingeschränkte Inhibitionsleistung hin. Ergebnisse werden alters- und bildungsnormiert interpretiert.
Quellen
- ↑ Stroop, J. R. (1935). Studies of interference in serial verbal reactions. Journal of Experimental Psychology, 18(6), 643–662. https://doi.org/10.1037/h0054651
- ↑ Troyer, A. K., Leach, L., & Strauss, E. (2006). Aging and response inhibition: Normative data for the Victoria Stroop Test. Neuropsychology, development, and cognition. Section B, Aging, neuropsychology and cognition, 13(1), 20–35. https://doi.org/10.1080/138255890968187