Deklaration von Alma-Ata
Definition
Die Deklaration von Alma-Ata ist das Abschlussdokument der "International Conference on Primary Health Care", die im September 1978 von der WHO in Alma-Ata (Kasachstan) abgehalten wurde. Die Deklaration kodifizierte erstmals die Prinzipien der so genannten "Primary Health Care". Das Motto der Deklaration war "Health for All".
Geschichte
Die Debatte über Gesundheitssysteme der 1970er Jahre war durch die Kollision ökonomischer und politischer Ausgangspunkte und Interessen geprägt: Während die meisten Gesundheitsminister der Sowjetrepubliken staatliche Gesundheitsprogramme befürworteten, setzten ihre nordamerikanischen Kollegen auf marktwirtschaftliche Konzepte in der Gesundheitsversorgung. Im Zuge der Entkolonialisierung rückten zudem die Versorgungsdefizite in Entwicklungsländern stärker in den Fokus der internationalen Debatte.
Getragen von den überwältigenden Erfolgen der Kampagne zur Eradikation der Pocken sowie den Berichten über die Arbeit von Barfußärzten in China und anderen Ländern, erhielten Argumente für einen horizontalen Ansatz zur Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit Auftrieb, was in der Konferenz von Alma-Ata gipfelte.
Die Konferenz
Zwischen 6. und 12. September 1979 trafen sich rund dreitausend Delegierte aus 134 Ländern und von 67 internationalen Organisationen in Alma-Ata, um auf Einladung der WHO über die Ausrichtung internationaler Kooperationen in Gesundheitsfragen zu debattieren.
Inhalte
Die Deklaration von Alma-Ata nimmt die Forderung nach "Health for All" zum Grundsatz. Dabei zeichnet sie sich vor allem durch eine sehr weit gefasste Definition von Gesundheit und Gesundheitsversorgung aus, die neben der Behandlung der häufigsten Erkrankungen und der Bereitstellung essentieller Medikamente auch gesundheitliche Aufklärung, die Sicherstellung adäquater Ernährung, sauberes Trinkwasser und Abwassermanagement, Mutter- und Kindgesundheit, Familienplanung und Impfprogramme als Aufgaben von Gesundheitssystemen benennt. Diese Ziele sollen durch drei zentrale Anliegen erreicht werden:
Appropriate Technology/Kontextsensible Technologie
Die Forderung nach kontextsensibler Technologie kritisiert die Konzentration finanzieller Investitionen in hochtechnisierte (meist urbane) Krankenhäuser und fordert, statt dessen in wenig technisierte Infrastruktur im ländlichen Raum zu investieren.
Kritik an ärztlichem Elitarismus
Mit der Kritik an ärztlichen Elitarismus geht die Forderung einher, die Planung von Gesundheitsversorgung nicht ausschließlich der Ärzteschaft zu überlassen und die Partizipation der Bevölkerung an gesundheitsrelevanten Entscheidungsprozessen zu verbessern.
Gesundheit als Faktor für wirtschaftliche Entwicklung
Eine Verbesserung der medizinischen Versorgung v.a. in Entwicklungsländern wird als wichtiger Faktor benannt, um die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben und ökonomische Probleme langfristig zu lösen.