Choledochotomie (Fleischfresser)

Eine Eröffnung des Ductus choledochus sollte nur dann erfolgen, wenn der Gallengang deutlich dilatiert ist. Dilatationen treten vornehmlich bei einer chronischen Obstruktion auf, die durch eine Eröffnung behoben werden kann (z.B. Choledocholithiasis, Gallenstau).

Bevor eine Inzision in den Gallengang vorgenommen wird, sollte versucht werden, die Obstruktion durch Spülung des Ductus choledochus zu beseitigen. Hierfür kann ein Katheter entweder über eine Enterotomie retrograd oder über eine Cholezystotomie antegrad in den Ductus choledochus eingeführt werden. Bei extraluminalen Obstruktionen oder einer Striktur hingegen sollte eine Umleitung des Galleflusses in Erwägung gezogen werden (biliodigestive Anastomose).

Der Bereich um den Gallengang wird mit sterilen und angefeuchteten Gazetupfern ausgepolstert, um austretende Galle vor der Bauchhöhle abzufangen. Die obstruierte Stelle wird lokalisiert und davor bzw. danach mit Haltefäden versehen. Mithilfe einer kleinen Stichinzision wird der Ductus eröffnet und die Ursache der Obstruktion entfernt. Anschließend muss der Gang mit reichlich warmer und steriler Kochsalzlösung durchgespült werden. Die Durchgängigkeit ist zusätzlich mit einem weichen Katheter sowohl in die Gallenblase als auch in das Duodenum zu überprüfen.

Die Schnittlinie ist mit einer einfachen fortlaufenden Naht oder mit Einzelheften mit resorbierbarem Nahtmaterial der Stärke 4-0, 5-0 oder 6-0 adaptierend zu verschließen. Sollten Zweifel über die Dichtigkeit des Ductus bestehen, wird über eine Inzision in das proximale Duodenum ein Katheter durch die Papilla duodeni major in den Ductus choledochus geführt. Kleinere Lecks können so über die Platzierung eines Stents behoben werden. Anschließend ist die Bauchdecke mehrschichtig in Lagen zu verschließen.

• Fossum, TW: Chirurgie der Kleintiere, 2. Auflage, München, Urban & Fischer bei Elsevier, 2009.
• Tobias, KM, Johnston SA: Veterinary Surgery Small Animal, Volume Two, St. Louis, Elsevier Saunders, 2012.