nach Barbara Braden, amerikanische Pflegewissenschaftlerin
Englisch: Braden scale
Definition
Die Braden-Skala ist ein Stufenschema zur Einteilung und Klassifizierung des Risikos von Patienten, einen Dekubitus zu entwickeln.
Aufbau der Skala
Die Braden-Skala setzt sich aus sechs Unterpunkten zusammen, die als Risikofaktoren für die Entwicklung eines Dekubitus gelten:
- Mobilität: Fähigkeit des Patienten, sich zu bewegen und selbstständig die Position zu variieren
- Aktivität: Ausmaß der Mobilität des Patienten
- Krafteinwirkung: Ausmaß der Reibungs- und Scherkräfte im Verhältnis zur Auflagefläche des Patienten
- Sensorik: Fähigkeit des Patienten, Schädigungen des Integuments wahrzunehmen und zur Aufmerksamkeit zu bringen
- Ernährung
- Feuchtigkeit: Schaffung eines Milieus zur Keimbesiedlung und Aufweichung des Integuments
Braden-Skala
Die folgende Tabelle zeigt die modifizierte Braden-Skala (adaptiert aus Bienstein et al., 1997). Der Zustand des einzuschätzenden Patienten muss in jeder Spalte der Skala einer der vier möglichen Beschreibungen zugeordnet werden. Die einzelnen Punktwerte werden addiert.
Dekubitusrisiko nach der Braden-Skala:
- erhöht (15 - 10 Punkte)
- sehr hoch (9 - 6 Punkte)
Zur Verhinderung eines Druckgeschwürs sind daraufhin die notwendigen pflegerischen Maßnahmen zu planen, einzuleiten und durchzuführen (siehe: Dekubitusprophylaxe).
Punkte
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1
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2
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3
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4
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Sensorisches Empfindungsvermögen
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fehlt
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stark eingeschränkt
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leicht eingeschränkt
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vorhanden
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Fähigkeit, adäquat auf druckbedingte Beschwerden zu reagieren
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- keine Reaktion auf schmerzhafte Stimuli. Mögliche Gründe: Bewusstlosigkeit, Sedierung
oder
- Störung der Schmerzempfindung durch Lähmungen, die den größten Teil des Körpers betreffen (z.B. hoher Querschnitt)
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- Reaktion erfolgt nur auf starke Schmerzreize
- Beschwerden können kaum geäußert werden (z.B. nur durch Stöhnen oder Unruhe)
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- Störung der Schmerzempfindung durch Lähmungen, welche die Hälfte des Körpers betreffen
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- Reaktion auf Ansprache oder Kommandos
- Beschwerden können nicht immer ausgedrückt werden (z.B. dass die Position geändert werden soll)
oder
- Störung der Schmerzempfindung durch Lähmung, die eine oder zwei Extremitäten betreffen
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- Reaktion auf Ansprache
- Beschwerden können geäußert werden
oder
- keine Störung der Schmerzempfindung
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Feuchtigkeit
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ständig feucht
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oft feucht
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manchmal feucht
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selten feucht
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Ausmaß, in dem die Haut Feuchtigkeit ausgesetzt ist
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- die Haut ist ständig feucht durch Urin, Schweiß oder Kot
- immer wenn der Patient gedreht wird, liegt er im Nassen
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- die Haut ist oft feucht aber nicht immer
- Bettzeug oder Wäsche muss mindestens einmal pro Schicht gewechselt werden
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- die Haut ist manchmal feucht, und etwa einmal am Tag wird neue Wäsche benötigt
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- die Haut ist meist trocken
- neue Wäsche wird selten benötigt
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Aktivität
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bettlägerig
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sitzt auf
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geht wenig
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geht regelmäßig
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Ausmaß der physischen Aktivität
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- kann mit Hilfe etwas laufen
- kann das eigene Gewicht nicht allein tragen
- braucht Hilfe um aufzusitzen (Bett, Stuhl, Rollstuhl)
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- geht am Tag allein, aber selten und nur kurze Distanzen
- braucht für längere Strecken Hilfe
- verbringt die meiste Zeit im Bett oder im Stuhl
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- geht regelmäßig 2-3 mal pro Schicht
- bewegt sich regelmäßig
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Mobilität
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komplett immobil
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Mobilität stark eingeschränkt
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Mobilität gering eingeschränkt
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mobil
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Fähigkeit, die Position zu wechseln und zu halten
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- kann keinen geringfügigen Positionswechsel ohne Hilfe ausführen
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- bewegt sich manchmal geringfügig (Körper oder Extremitäten)
- kann sich aber nicht regelmäßig allein ausreichend umlagern
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- macht regelmäßig kleine Positionswechsel des Körpers und der Extremitäten
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- kann allein seine Position umfassend verändern
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Ernährung
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sehr schlechte Ernährung
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mäßige Ernährung
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adäquate Ernährung
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gute Ernährung
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Ernährungsgewohnheiten
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- isst kleine Portionen nie auf, sondern nur etwa 1/3
- isst nur 2 oder weniger Eiweißportionen (Milchprodukte, Fisch, Fleisch)
- trinkt zu wenig
- nimmt keine Ergänzungskost zu sich
oder
- darf oral keine Kost zu sich nehmen
oder
oder
- erhält Infusionen länger als 5 Tage
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- isst selten eine normale Essensportion auf, isst aber im Allgemeinen etwa die Hälfte der angebotenen Nahrung
- isst etwa 3 Eiweißportionen
- nimmt unregelmäßig Ergänzungskost zu sich
oder
- erhält zu wenig Nährstoffe über Sondenkost oder Infusionen
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- isst mehr als die Hälfte der normalen Essensportionen
- nimmt 4 Eiweißportionen zu sich
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- isst immer die gebotenen Mahlzeiten auf
- nimmt 4 oder mehr Eiweißportionen zu sich
- isst auch manchmal zwischen den Mahlzeiten
- braucht keine Ergänzungskost
oder
- kann über eine Sonde oder Infusionen die meisten Nährstoffe zu sich nehmen
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Reibung und Scherkräfte
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Problem
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potentielles Problem
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kein Problem zur Zeit
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-
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- braucht viel Unterstützung bei Lagewechsel
- Anheben ist ohne Schleifen über die Laken nicht möglich
- rutscht ständig im Bett oder im (Roll-)Stuhl herunter, muss immer wieder hochgezogen werden
- hat spastische Kontrakturen
- ist sehr unruhig (z. B. scheuert auf den Laken)
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- bewegt sich etwas allein oder braucht wenig Hilfe
- beim Hochziehen schleift die Haut nur wenig über die Laken (kann sich etwas anheben)
- kann sich über längere Zeit in einer Lage halten (Stuhl, Rollstuhl)
- rutscht nur selten herunter
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- bewegt sich im Bett und Stuhl allein
- hat genügend Kraft sich anzuheben
- kann eine Position lange Zeit halten ohne herunter zu rutschen
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Quellen
- Evidenzbasierte Leitlinie zur Dekubitusprävention (evidence.de, Universität Witten/Herdecke, Stand September 2007)
- Bienstein, C., et al.: "Dekubitus: Die Herausforderung für Pflegende" Vol. 1. 1997, Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag. 310.