Harnblasendivertikel
Synonym: Blasendivertikel
Englisch: bladder diverticulum
Definition
Harnblasendivertikel sind sackartige Ausstülpungen der Blasenwand.
Ätiologie und Formen
Kongenitale Harnblasendivertikel
Die angeborenen Blasendivertikel sind Ausstülpungen bei bestehender Blasenwandschwäche, die die gesamte Blasenwand betreffen - der Aufbau der Divertikelwand entspricht also der Blasenwand.
Das angeborene Divertikel findet sich in Folge einer Schwäche der Waldeyer-Scheide, paraureteral am Hiatus uretericus der Blasenwandmuskulatur (sog. Hutch-Divertikel).
Erworbene Harnblasendivertikel
Erworbene Divertikel sind Ausstülpungen der Blasenschleimhaut (Pseudodivertikel) an muskulären Schwachstellen, z.B. zwischen hypertrophierten Detrusorbündeln, bei funktioneller infravesikaler Harnwegsobstruktion und nachfolgend erhöhtem Miktionsdruck.
Symptomatik
Das Harnblasendivertikel macht keine spezifischen Symptome. Aufgrund der funktionellen Einschränkung der Blasenwandmuskulatur (Musculus detrusor vesicae) können Harnwegsinfekte und Enuresis auftreten. Die Patienten haben oftmals ein Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung.
Diagnostik
Die Diagnose kann durch ein Miktionszystourethrogramm (MCU) verifiziert werden. Ausserdem können etwaige infravesikale Obstruktionen und die Blasenkonfiguration bewertet werden.
Therapie
Das kongenitale, solitäre Blasendivertikel kann, falls kein vesikorenaler Reflux vorliegt, unbehandelt bleiben und wird regelmäßig kontrolliert.
Größere Divertikel, die zur Restharnbildung und chronischer Entzündung führen, werden exzidiert (Divertikulektomie). Das paraureterale Hutch-Divertikel wird durch eine Antirefluxplastik beseitigt.
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