Antigenerbsünde
Englisch: antigenic sin
Definition
Die Antigenerbsünde beschreibt die Tendenz des Immunsystems, nach einer Infektion mit einem Virus, bei einer Infektion mit einer ähnlichen Virusvariante nur Antikörper gegen Epitope der ersten Virusvariante zu bilden.
Physiologische Grundlage
Im Laufe einer Primärinfektion gehen aus aktivierten B-Zellen langlebige B-Gedächtniszellen hervor. Bei einer erneuten Infektion mit demselben Pathogen können sich diese sehr schnell in Plasmazellen umwandeln und einen Ausbruch der Krankheit verhindern.
Gewisse Viren (beispielsweise Influenza- oder HI-Viren) können durch den Antigendrift eine Veränderung der Oberflächenstruktur erfahren. Weist die neue Virusvariante immer noch Epitope auf, die eine Antikörperproduktion hervorrufen, so binden die produzierten Antikörper mit sehr viel geringerer Affinität an die neuen mutierten Epitope. Zudem wird die Immunantwort naiver B-Zellen durch die bereits vorhandenen, gegen die ursprüngliche Virusvariante gerichteten Antikörper gehemmt. Das hat eine Abschwächung der Immunantwort zur Folge, da die Produktion von affineren und daher besser geeigneten Antikörpern unterdrückt wird.
Die Antigenerbsünde bleibt nur bei Infektion mit einem Virus aus, dem alle Epitope der ursprünglichen Variante fehlen.