Alfred Hoche
Definition
Alfred Hoche war ein bekannter deutscher Psychiater und Neurologe, der insbesondere durch seine kritische Haltung gegenüber Sigmund Freud große Popularität erlangte. Gleichzeitig gilt er durch sein Mitwirken an dem Schriftstück Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens als einer der Wegbereiter der Massentötungen zur Zeit des Nationalsozialismus. Hoche wurde am 01. August 1865 in Wildenhain geboren und starb am 16. Mai 1943 in Baden-Baden.
Lebenslauf
- Alfred Hoche war Sohn einer evangelischen Pfarrersfamilie
- zunächst besuchte der die Volksschule, trat aber nach wenigen Jahren dort wieder aus und wurde von dort an von seinem Vater unterrichtet
- 1877 erlangte Hoche ein Stipendium, was ihn zur Besuch der Untersekunda berechtigte
- im selben Jahr wechselte er auf die Untersekunda der Klosterschule Roßleben
- Alfred Hoche entschied sich für ein Medizinstudium, welches er in Berlin begann
- er bestand knapp das Physikum und wechselte im Anschluss an die Universität nach Heidelberg
- dort wirkte er als Assistent des Gynäkologen Carl Schröder und hegte lange Zeit selber den Wunsch, sich auf dieses Fachgebiet zu spezialisieren
- nach dem plötzlichen Tod Schröders wechselte Alfred Hoche als Assistent an die Kinderklinik unter der Leitung von Theodor von Dusch, wo er bis zum Tod Letzteren im Jahr 1890 arbeitete
- nach Duschs Tod habilitierte Hoche in Zusammenarbeit mit Carl Fürstner – einem damals sehr renommierten Psychiater
- 1890 wechselten Hoche und Dusch nach Straßburg
- Hoche arbeitete dort bis 1902, als eine Berufung ihn als Direktor an die neue Klinik für Psychiatrie nach Freiburg (im Breisgau) führte
- 1933 erfolge seine Emeritierung – Hoche war trotz seiner sehr konservativen und nationalistischen Einstellung damals mit einer Jüdin verheiratet
- 1935: Umzug nach Baden-Baden
- am 13. Mai 1943 besuchte Hoche in Baden-Baden ein Konzert von Schubert, fühlte sich aber gegen Ende sehr schlecht und ging nach Hause
- er starb drei Tage später am 16. Mai 1943. Als Todesursache nahm man zwar einen Schlaganfall an, aber auch ein Suizid mit einem nicht nachweisbaren Gift kommt in Betracht. Hoche selber prägte wie kein Anderer den Begriff Bilanzselbstmord.
Leistungen
- zahlreiche Forschungsarbeiten zum Thema Anatomie und Pathologie des Gehirns
- 1888: Postulation der wissenschaftlichen Abhandlung: Zur Lehre von der Tuberkulose des Zentralnervensystems
- 1896 folgte eine weitere wissenschaftliche Veröffentlichung unter dem Namen: Über Verlauf und Endigungsweise der Fasern des ovalen Hinterstrangfeldes im Lendenmark
- nach Hoche ist das Hochesche Bündel benannt
- obwohl er auch Psychiater war, legte er praktisch nur Arbeiten aus der Neurologie vor
Kontroverse
Alfred Hoche muss durch sein gemeinsam mit Karl Bindung geschriebenes Werk
- Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form.
als einer der Befürworter der abscheulichen Menschenvernichtungen betrachtet werden.
Fachgebiete:
Medizingeschichte
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