Akanthamöben
Definition
Akanthamöben sind eine Gattung ubiquitär vorkommender Protozoen (Wasser, Boden, Luft, oberer Respirationstrakt) und werden der Familie der Acanthamoebidae zugeordnet. In zystischer Form sind sie nahezu unverwüstlich und können sogar bei Trockenheit mehrere Jahre überleben. Unter geeigneten Umweltbedingungen geht die Zyste in die aktive Form - den Trophozoiten - über und kann mittels verschiedener Enzyme die Gewebe penetrieren und zerstören.
Zoologische Bezeichnung
- Acanthamoeba sp.
Infektionsquellen
Infektionen erfolgen in den Industriestaaten meist durch direkte Inokulation mittels Kontaktlinsen, die mit kontaminierter Reinigungslösung, Leitungswasser oder Speichel gereinigt wurden. Eine weitere primäre Infektionsquelle können die Atemwege darstellen über das Einatmen der umweltresistenten Zysten. Insbesondere immunsupprimierte Patienten sind besonders anfällig für aktive Akanthamöbeninfektionen.
Klinik
Klinisch bedeutsam sind:
- Augeninfektionen (Akanthamöbenkeratitis)
- Atemwegsinfektionen
- ZNS-Befall mit hoher Letalität (granulomatöse Amöben-Enzephalitis)
Komplikationen
Vom primären Infektionsort ausgehend ist eine hämatogene Streuung in andere Organe möglich.
Nachweismethoden
- direktmikroskopische histologische Darstellung der Zysten (z.B. nach PAS-Färbung)
- Anlegen einer Kultur auf nähstoffreichem, mit abgetöteten Escherichia coli bestückten Agar
- Immunhistochemisch
- PCR (Polymerase-Kettenreaktion)
Eine in der Augenheilkunde angewandte Methode stellt die konfokale In-vivo-Mikroskopie der Hornhaut dar. Hier können die Akanthamöbenzysten mit etwas Glück und Geschick am lebenden Auge direkt mikroskopisch dargestellt werden.
Mit den genannten Methoden kann nicht immer ein sicherer Nachweis der Akanthamöben erfolgen, jedoch ist eine Therapie bei dringlichem Verdacht auch dann einzuleiten, wenn der Nachweis negativ ausfällt.
Therapie
Bei Immunsupprimierten sollte die Optimierung des Immunstatus angestrebt werden. Augeninfektionen werden meist über mehrere Monate mit einer lokalen Kombinationstherapie mit verschiedenen Chemotherapeutika behandelt (siehe Akanthamöbenkeratitis).
Quellen
- Kanski J: Klinische Ophthalmologie - Lehrbuch und Atlas. 7. Auflage. Elsevier 2012.
- Hof H, Dörries R: Medizinische Mikrobiologie. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag 2002.
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