Periphere Fazialisparese
Definition
Bei der peripheren Fazialisparese handelt es sich um eine Lähmung im Versorgungsgebiet des Nervus facialis (Fazialisparese). Diese kann durch eine Läsion bzw. eine Durchtrennung des Nervus facialis in seinen Kerngebieten (nukleär) oder im peripheren Nervenverlauf entstehen.
Epidemiologie
Die periphere Fazialisparese ist die häufigste Lähmung eines einzelnen Nerven, die beim Menschen vorkommt. Die idiopathische Form kommt mit einer Inzidenz von 20 bis 25 Fällen auf 100.000 Einwohner pro Jahr vor.
Symptome
Durch den Ausfall des Nervs kommt es zur Schwäche bis vollständigen Lähmung der mimischen Muskulatur mit typischer Symptomatik ipsilateral zur Läsion - d.h. auf derselben Seite:
- Unvollständiger Lidschluss (Bell-Phänomen), Brauenptosis
- Herabhängender Mundwinkel
- Verstrichene Nasolabialfalte
- Erschlafftes Platysma
Im Gegensatz zur zentralen Fazialisparese sind bei der peripheren Fazialisparese auch die Stirnmuskeln mitbetroffen. Das Stirnrunzeln ist folglich erschwert oder nicht mehr möglich. Die Stirn erscheint glatt und faltenlos bzw. faltenarm.
Legende: 1 = kortikonukleäre Fasern aus dem Gyrus precentralis, 2 = Fasern aus dem unteren Teil des Nucleus nervi facialis, 3 = Fasern aus dem oberen Teil des Nucleus nervi facialis
Ätiologie
In etwa 80 % der Fälle bleibt die Ursache unbekannt. Man spricht dann von der idiopathischen Fazialisparese oder Bell-Parese. Weitere mögliche Ursachen sind:
- infektiös (z.B. Mumps, Masern, Röteln, Borreliose oder Zoster oticus) bzw. entzündlich
- neoplastisch
- traumatisch
Eine periphere Fazialisparese tritt auch kongenital auf, z.B. bei Osteopetrose oder beim Möbius-Syndrom
Diagnostik
- Neurologische Untersuchung
- MRT: bei unklarer Ätiologie, Zeichen einer Läsion weiterer Hirnnerven und des Hirnstammes; bei intrakranialer Hypertension oder beim Meningealsyndrom
- Liquoruntersuchung: bei Befall anderer Hirnnerven (z.B. bei meningealer Karzinomatose) und Verdacht auf Lyme-Borreliose bzw. andere infektiöse Erkrankungen
Therapie
- Behandlung der Grunderkrankung
- Steroidstoßtherapie (Prednison über 10 Tage)
Prognose
Die Prognose ist abhängig vom Schweregrad. Die Prognose der Bell-Lähmung ist meistens günstig, bei 70-90% der Patienten kommt es nach 6 Wochen bis 3 Monaten zur Rückbildung der Symptomatik.
Günstige prognostische Zeichen sind eine langsame Progression, eine inkomplette Parese im Akutstadium und früher Beginn der Besserung der Symptomatik. Bei ganglionärer und supraganglionärer Lokalisation der Läsion und bei Ramsay-Hunt-Syndrom (Zoster oticus) ist die Prognose weniger günstig.
Podcast
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © Midjourney
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