Notarztindikation
Abkürzung: NAI
Definition
Der aus dem Rettungswesen stammende Begriff Notarztindikation beschreibt die Notwendigkeit für den Einsatz eines Notarztes im Rahmen eines Notfalls.
Hintergrund
Je nach Krankheit bzw. Symptombild entsendet die Leitstelle entweder gemeinsam mit einem Rettungsfahrzeug einen Notarzt oder alamiert diesen aufgrund einer Nachforderung des Rettungsteams im Nachhinein.
Indikationen
Notarztindikationen sind einerseits in einem Notarztindikationskatalog (NAIK) zusammengefasst, können jedoch durch unterschiedliche Gegebenheiten am Einsatzort auch zusätzlich entstehen. Zu den gängigsten Indikationen für das Entsenden eines Notarztes zählen u.a.:
- Herz-Kreislauf-Stillstand
- Schlaganfall
- Bewusstlosigkeit
- Herzinfarkt
- Kindernotfälle
- Bolusgeschehen
- starke Schmerzen
- Amputationen
- starke, unstillbare Blutungen
Patientenbeurteilung
Um entscheiden zu können ob ein Notarzt notwendig ist, dienen verschiedene Abfragekataloge (z.B. ABCDE-Schema, SAMPLE-Schema). Rettungs- und Notfallsanitäter sollten spätestens beim Abfragepunkt "C" (Circulation, Kreislauf) eine Ersteinschätzung treffen, ob der Patient "stabil" oder "kritisch" einzustufen ist. Im zweiten Fall sollte ein Notarzt hinzugezogen werden.
Aufgrund verschiedener Faktoren ist es nicht immer möglich, eine strukturierte Untersuchung beim Patienten durchzuführen, weshalb unterschiedliche Parameter für die Patientenbeurteilung hilfreich sind.
Bewusstseinslage | bewusstlos |
Atemfrequenz | < 10 bzw. > 30 |
Pulsfrequenz | < 40 bzw. > 140 |
Hautzustand | blass, zyanotisch, kaltschweißig |
SpO2 | < 94% unter O2-Gabe) |
Blutdruck syst. | < 90 |
Blutzucker | < 40 bzw. > 300 |
Das Vorliegen eines oder mehrer dieser Zeichen muss nicht zwingend eine Notarztindikation ergeben, da z.B. ein Blutzuckerwert von 35 mg/dl bei einer bewusstseinsklaren Person rasch durch die orale Gabe von Traubenzucker erhöht werden kann. Auch können erhöhte Atemfrequenzen, wie sie z.B. bei Hyperventilation vorkommt, durch psychische Betreuung normalisiert werden.
Notarztnachberufung
Entscheidet sich ein Sanitäterteam, dass ein Notarzt notwendig ist, müssen zusätzliche Faktoren abgeklärt werden. Der Grundgedanke für eine Nachberufung ist, dass der arztpflichtige Patient und der Notarzt so rasch wie möglich zueinander finden. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren, abhängig von der Entfernung zwischen Notarztstützpunkt und Einsatzort. In der Regel müssen vorab folgende zwei Punkte mit der Leitstelle abgeklärt werden:
- Notarzt verfügbar?
- Entfernung zum Notarzt?
Ein Alternative bietet das Rendezvous-System, das meistens bei Einsätzen in abgelegenen Orten zur Anwendung kommt.
Eine Notarztnachforderung (und das Abwarten bis zum Eintreffen) ist immer dann zu hinterfragen, wenn der Transport des Patienten in das nächstgelegene Krankenhaus kürzere Zeit in Anspruch nimmt als das Warten auf den Notarzt.