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Kreatinin-Clearance

Synonym: Creatinin-Clearance, endogene Kreatinin-Clearance
Englisch: creatinine clearance

1. Definition

Die Kreatinin-Clearance ist das gebräuchlichste klinische Clearance-Verfahren zur Beurteilung der Nierenfunktion. Sie erlaubt unter Berücksichtigung möglicher Verfälschungen einen relativ genauen Rückschluss auf die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), den wichtigsten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Die Kreatinin-Clearance ist neben der Bestimmung der Retentionswerte ein wichtiges diagnostisches Werkzeug zur Erfassung einer Niereninsuffizienz.

2. Indikation

Die Bestimmung der Kreatinin-Clearance ist bei einer Reihe von Funktionsuntersuchungen der Niere indiziert, unter anderem unter den folgenden Indikationsstellungen:

3. Durchführung

Zur Berechnung der Kreatinin-Clearance werden folgende Parameter benötigt:

  • Die Kreatinin-Konzentration im Blutserum (Bestimmung des Serumkreatinins)
  • Die Kreatinin-Konzentration im Urin, (Urinkreatinin, ermittelt aus Sammelurin)
  • Das Volumen des Sammelurins zur Ermittlung des Harnzeitvolumens in ml/min
  • Körpergröße
  • Körpergewicht
  • Der Korrekturfaktor F, bezogen auf 1,73 m2 der Körperoberfläche, berechnet als F = 1,73 m2/Körperoberfläche

Die Sammelzeit wird üblicherweise mit 24 h angenommen, bei verkürzter Sammelperiode muss das Ergebnis entsprechend korrigiert werden. Während dieser Zeit sollte eine ausreichende Trinkmenge gewährleistet sein (1,5–2 l pro Tag).

Bei Vorliegen dieser Parameter kann mit Hilfe einer Formel die Kreatinin-Clearance berechnet werden:

wobei:

  • ClKr entspricht der Kreatinin-Clearance in ml/min
  • VU entspricht dem Harnzeitvolumen
  • c(Cr)U entspricht der Kreatinin-Konzentration im Urin
  • c(Cr)Plasma entspricht der Kreatinin-Konzentration im Blutserum
  • F ist der Korrekturfaktor

Wird bei VU das 24h-Sammelvolumen in ml angegeben, muss im Nenner der Faktor 1440 min berücksichtigt werden. Alle Dimensionen kürzen sich dann auf ml/min.

Das führt dann zu der folgenden Formel:[1]


wobei:

  • ClKr entspricht der Kreatinin-Clearance in ml/min
  • VU entspricht dem Harnzeitvolumen in ml
  • c(Cr)U entspricht der Kreatinin-Konzentration im Urin in mg/dl
  • c(Cr)Plasma entspricht der Kreatinin-Konzentration im Blutserum (Mittelwert aus Proben zu Anfang und zum Schluss des Sammelintervalls) in mg/dl
  • SD ist die Sammeldauer in min, bei der 24h-Urinsammlung (1440 min)
  • KO ist die tatsächliche Körperoberfläche in m2

Die Kreatinin-Clearance ist eine intensive Größe, obwohl die traditionell verwendete Maßeinheit (ml/min) suggeriert, als handele es sich um eine extensive Größe. Eigentlich ist die Berechnung auf eine Körperoberfläche von 1,73 m2 kalibriert. Es ist daher korrekter, die Clearance in "ml/min bei 1,73 m2" anzugeben, falls man nicht, wie in der obigen Formel, die tatsächliche Körperoberfläche als Korrekturfaktor mit einbezieht.

Berechnung der Kreatinin-Clearance. Credits: Silva Kunz

4. Referenzbereich

Der Referenzbereich für die Kreatinin-Clearance ist unter anderem abhängig vom Geschlecht, vom Lebensalter und von der Körperoberfläche. Die folgenden Angaben beziehen sich auf eine Körperoberfläche von 1,73 m2.

Geschlecht Alter Referenzbereich (ml/min)
Männer 25 95-140
50 70-115
75 50-80
Frauen 25 70-110
50  50-100
75 35-60
Alter Referenzbereich (ml/min)
1-2 Wochen 25-35
3-8 Wochen 25-55
3-12 Monate 35-80
ab 12 Monate >90

5. Interpretation

6. Unzulänglichkeiten

Die Kreatinin-Clearance erfasst die Clearance des im Organismus selbst gebildeten Kreatinins, daher auch die Bezeichnung "endogene Kreatinin-Clearance". Die Menge des Kreatinins ist aber Schwankungen unterworfen. Eine hohe Proteinzufuhr, ein Abbau von Muskelmasse oder ein unausgeglichener Wasserhaushalt können die Ergebnisse der Kreatinin-Clearance verfälschen.

In solchen Fällen ist es erforderlich, die aufwändigere aber dafür auch genauere Inulin-Clearance zu bestimmen. Als neuere Methode steht die Iohexol-Clearance zur Verfügung. Iohexol ist eigentlich ein Röntgenkontrastmittel.

Eine wesentliche Fehlerquelle der endogenen Kreatinin-Clearance ist die Urinsammlung. Es gibt deshalb Vorschläge, statt dieses Parameters besser andere Schätzgleichungen heranzuziehen, zum Beispiel die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) auf Basis von Cystatin C. Diese kann auch mit der eGFR auf Basis des Serumkreatinins kombiniert werden.

7. Quelle

  1. Geisel J Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin - Zentrallabor Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, abgerufen am 27.7.2017

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